Antrag 10 - Bedürfnisorientierte Ernährung

Die Landesversammlung möge beschließen:

Im Rahmen von Landesverbandsveranstaltungen (Veranstaltungen, welche über den Landesverband abgerechnet werden) kann jede Form der Verpflegung abgerechnet werden.

Antragstellende: Nicolas Liedtke, Jolene McGraw

Begründung: Im Jahresthema 2018 „ Jede*r hat ein Recht auf Pfadfinderei“ heißt es: „Wir wollten herausfinden, ob wir wirklich so ein „bunter Haufen“ sind mit vielen verschiedenen Menschen, die alle eine Chance haben bei uns mitzumachen oder ob es nicht vielleicht doch viele Be- und Einschränkungen und Benachteiligungen für Menschen in unserem LV gibt.“

Die Chance besteht, allerdings wird man in seiner Ernährung eingeschränkt und es schmälert die Teilnehmerzahlen an den Aktionen, dies sehen wir in den eignen Reihen. Unsere Teilnehmer haben Aktionen abgesagt, weil sie sich nicht einschränken möchten.

Es geht nicht darum jeden Tag mehrfach zu grillen und auf Rouladen kann man auch verzichten. Die Teilnehmer wünschen sich eine Scheibe Salami oder Leberwurst mehr als Nutella. Viele Gerichte die sie von Zuhause nicht kennen werden oft nicht gegessen. Nudeln mit Tomatensoße sind auch fleischfrei.

Wir machen das alles für unsere Meuten und Sippen, viele Anträge gingen in den letzten Jahren um die Ü16 (Alkohol, Rauchen & Abgas Emissionen). Dieser Antrag kommt von unseren Kindern, für die wir das Ganze hier tun.

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Hallo,
ich spreche mich dafür aus diesen Antrag aus folgenden Gründen abzulehnen:

  1. Unklare Definition von „bedürfnisorientiert“:
    Der Antrag definiert nicht eindeutig, was „bedürfnisorientierte Ernährung“ bedeutet. Bedürfnisse sind subjektiv – warum sollte z. B. der Wunsch nach Fleisch höher gewichtet werden als ethische, ökologische oder gesundheitliche Bedürfnisse?
  2. Nachhaltigkeit und Verantwortung:
    Pfadfinder setzen sich für Umweltschutz ein. Die Fleischproduktion ist eine der Hauptursachen für Umweltprobleme (Treibhausgase, Wasserverbrauch, Landnutzung). Der Fleischkonsum wird langfristig abnehmen müssen, um globale Herausforderungen wie den Klimawandel zu bewältigen. Pfadfinder haben eine Verantwortung, nachhaltige Lösungen vorzuleben.
  3. Finanzielle Belastung:
    Eine offene Kostenübernahme für „jede Form der Verpflegung“ kann das Budget des Landesverbands stark belasten. Hochwertiges Fleisch ist teuer. Pflanzliche Ernährung ist oft kostengünstiger, einfacher in der Lagerung und hygienischer in der Zubereitung (kein Risiko für Fleischverderb oder Kreuzkontamination).
  4. Fehlende Berücksichtigung ethischer und gesundheitlicher Aspekte:
    Eine fleischlastige Ernährung geht mit ökologischen und gesundheitlichen Nachteilen einher. Eine ausgewogene vegetarische Ernährung kann gesundheitsfördernd sein und ist für alle Altersgruppen geeignet.
  5. Zusätzliche Arbeit:
    Es gibt auch weiterhin Kinder, die vegetarisch oder vegan essen möchten – ihre Bedürfnisse müssen ebenso erfüllt werden. Während Fleischesser problemlos für kurze Zeit auf vegetarische Gerichte umsteigen können, ist es für Vegetarier oder Veganer schwieriger, sich an eine fleischlastige Ernährung anzupassen. Eine fleischfreie Basisverpflegung ist inklusiver.
  6. Überschaubarer Zeitraum der Veranstaltungen:
    Bei kurzen Veranstaltungen kann eine temporäre Anpassung der Essgewohnheiten durchaus zugemutet werden.
  7. Kulinarische Vielfalt:
    Eine pflanzliche Ernährung ist keineswegs eintönig oder unattraktiv. Es gibt viele kreative und schmackhafte Gerichte. Außerdem gibt es mitlerweile eine große Vielfalt an vegetarischen Ersatzprodukten, sodass der Verzicht auf die Salami gar nicht nötig ist. Sie besteht dann halt nur aus Erbsen und nicht aus Fleisch. Und wenn Zuhause keine fleischfreien Gerichte gekocht werden, dann ist es doch eigentlich eine gute Sache, wenn die Kinder zumindest bei den Pfadfindern diese alternative Form der Ernährung kennenlernen.

Fazit: Eine fleischfreie Ernährung ist nicht nur bedürfnisorientiert, sondern auch zukunftsorientiert und fördert die Werte der Pfadfinderschaft.

Und wenn entsprechende finanzielle Mittel dem Stamm zur Verfügung stehen, kann der Stamm auch mit der aktuellen Regelung bei Landesverbandsveranstaltungen aus der eigenen Kasse entsprechend Fleisch dazukaufen.

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Ich möchte gerne - zunächst ohne eine inhaltliche Positionierung - eine kurze Einordnung zur Historie der Regelung geben.

Auf der LDV 2020 wurde vom damaligen Landesvorstand der Vorschlag zur fleischfreien Ernährung auf Landesverbandsveranstaltungen in Form eines Antrags eingebracht. Schon damals bezog sich die Regelung ausschließlich auf Landesverbandsveranstaltungen, nicht auf die der Bezirke oder Stämme.
Nach langer Diskussion in der Versammlung wurde die Regelgung zunächst für eine Testphase auf 2 Jahre begrenzt.
Für diesen Test gab es 58% Zustimmung, 32% Ablehnung und 10% Enthaltung.

Nach Ablauf der Testphase hat der damalige Landesvorstand 2022 den Antrag gestellt, die Regelung dauerhaft zu übernehmen.
Noch einmal wurden viele Argumente der 2020er Diskussion besprochen und abgewogen, es wurde aus den Erfahrungen der Testzeit berichtet.
Für die dauerhafte Regelung gab es 66% Zustimmung, 23% Ablehnung und 11% Enthaltung.

Die Zustimmung hat sich also nach der Testphase im Vergleich zur sehr theoretischen Diskussion am Anfang nicht unerheblich gesteigert.

Die Prozentwerte sind gerundete Werte basierend auf den Stimmzahlen der jeweiligen LDV-Protokolle.

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Moin,
Der Beitrag von Steffi enthält einige Darstellungen, die den eigentlichen Zweck des Antrags missverstehen. Der Beitrag könnte den Eindruck erwecken, dass der Antrag eine unökologische oder fleischlastige Ernährung befürwortet. Im Folgenden werden die Kritikpunkte aufgegriffen und richtiggestellten

1. Unklare Definition von „bedürfnisorientiert“:

Es geht nicht um eine höhere Gewichtung bestimmter Bedürfnisse, sondern um Vielfalt und Wahlfreiheit. Bedürfnisorientierung bedeutet, dass individuelle Präferenzen – sei es aus kulturellen, religiösen, gesundheitlichen oder persönlichen Gründen – respektiert werden. Dabei wird niemand gezwungen, etwas zu essen, das seinen Überzeugungen widerspricht. Ziel ist es, allen Teilnehmenden eine positive Erfahrung zu ermöglichen, ohne sie in ihrer Ernährungsweise einzuschränken.

2. Nachhaltigkeit und Verantwortung:

Nachhaltigkeit ist wichtig, aber sie beginnt nicht bei Verboten, sondern bei Aufklärung und bewusster Auswahl. Eine vielfältige Verpflegung schließt nachhaltige Optionen nicht aus, sondern ergänzt sie. Die pädagogische Aufgabe der Pfadfinder*innen ist es, Alternativen aufzuzeigen und informierte Entscheidungen zu fördern – nicht, dogmatisch vorzuschreiben, was „richtig“ oder „falsch“ ist.

3. Finanzielle Belastung:

Die Kostenfrage wird möglicherweise überschätzt. Es geht nicht darum, aufwändige Fleischmenüs zu servieren, sondern um einfache Anpassungen. Ein paar Scheiben Salami oder Leberwurst kosten nicht signifikant mehr als Nutella oder Käse. Zudem kann flexibel auf günstige Angebote reagiert werden. Das Argument, dass pflanzliche Ernährung oft kostengünstiger ist, berücksichtigt nicht alle Faktoren.

4. Fehlende Berücksichtigung ethischer und gesundheitlicher Aspekte:

Eine ausgewogene Ernährung berücksichtigt alle Aspekte – auch kulturelle und soziale. Für viele Kinder gehören bestimmte Lebensmittel zum Alltag, und das Recht auf kulturelle Identität sollte respektiert werden. Es geht um Wahlfreiheit, nicht um eine „fleischlastige“ Ernährung. Es wird niemand gezwungen, Fleisch zu essen, genauso wenig wie jemand gezwungen werden sollte, darauf zu verzichten.

5. Zusätzliche Arbeit:

Die Organisation von Verpflegung erfordert immer Planung. Ob vegetarisch, vegan, Laktosefrei, Glutenfrei oder mit Fleisch – die Logistik bleibt vergleichbar. Eine flexible Verpflegung bietet eher Vorteile, da sie den Geschmack der Teilnehmenden besser trifft und weniger Verschwendung erzeugt, wenn Gerichte tatsächlich gegessen werden.

6. Überschaubarer Zeitraum der Veranstaltungen:

Gerade weil die Veranstaltungen nur kurz sind, sollten sie eine positive Erfahrung sein – ohne das Gefühl von Einschränkung. Es geht um eine angenehme Gemeinschaftserfahrung, bei der alle gerne teilnehmen.

7. Kulinarische Vielfalt:

Der Antrag zielt nicht darauf ab, pflanzliche Ernährung einzuschränken, sondern die Erfahrung zeigt jedoch, dass viele Kinder gewohnte Speisen bevorzugen und unbekannte Gerichte verschmähen. Pädagogische Konzepte sollten die Realität der Zielgruppe einbeziehen. Außerdem sind pflanzliche alternativen vergleichsweise teuer.

Fazit

Der Antrag reflektiert bestehende Bedürfnisse der Teilnehmenden, die berücksichtigt werden sollten. Außerdem wird in den Stämmen immer noch Fleisch gegessen.

M. M. n. steht Fleischkonsum nicht im Widerspruch zu den Pfadfinderwerten, solange achtsam, respektvoll und verantwortungsvoll damit umgegangen wird.

Finanzielle Mittel

Die Verlagerung der Kosten auf die Stämme fördert soziale Ungleichheit und begünstigt finanzstarke Stämme, während weniger wohlhabende Stämme benachteiligt werden. Das widerspricht dem Grundgedanken der Pfadfinderschaft, die allen Kindern unabhängig von der finanziellen Situation Teilhabe ermöglichen will.

Schlusswort
Abschließend möchte ich einräumen, dass ich mich vielleicht etwas stark in das Thema hineingesteigert und einige Argumente wiederholt habe. Außerdem gebe dir recht, dass Bedürfnisse subjektiv und vielfältig sind und es nicht immer einfach ist, allen gerecht zu werden. Auch die Definition von ‚bedürfnisorientiert‘ kann unterschiedlich interpretiert werden. Ich verstehe deinen Ansatz, dass es wertvoll sein kann, Kindern neue, pflanzliche Gerichte nahezubringen und sie für alternative Ernährungsformen zu sensibilisieren. Wiederrum kann es z.B. Pädagogisch sehr Wertvoll sein ein Fisch auszunehmen

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Moin,

ich möchte gerne auf die genannten Argumente Bezug nehmen und noch einmal verdeutlichen, warum dieser Antrag sinnvoll ist. Um den Vorstoß meiner Stammesführung ins Verhältnis zu setzen, lohnt es sich zu Beginn einmal zu erwähnen, dass sich in unserem Stamm mit 75 Mitgliedern eine einzige (inaktive!) Person vegan ernährt. Des Weiteren gab es ein großes Gemurre nach der Verpflegung des letzten LaPfiLa warum wir als Stamm vegetarisch essen müssen, wenn keine einzige der anwesenden Personen unseres Stammes vegetarisch ist. Dieser Antrag spiegelt also die Interessen unseres Stammes und nicht die Interessen einiger weniger die ohne exzessiven Fleischkonsum nicht klarkommen. Nun zu den genannten Argumenten:

  1. Unklare Definition von „bedürfnisorientiert“

Bedürfnisse sind nicht nur subjektiv, sondern auch psychologisch begründet und individuell. Es sollte darum gehen, sich die Bedürfnisse aller Personen anzugucken. Bei manchen gehört eine fleischhaltige Ernährung zu den Bedürfnissen dazu, sowie bei anderen eine vegane Ernährung.

Der Antrag fordert keine „fleischlastige“ Ernährung, sondern lediglich die Möglichkeit, auf individuelle Bedürfnisse eingehen zu können.

  1. Nachhaltigkeit und Verantwortung

Während die Fleischproduktion ökologische Herausforderungen mit sich bringt, gilt dies auch für viele importierte pflanzliche Lebensmittel und hoch verarbeitete Fleischersatzprodukte.

Eine nachhaltige Lösung wäre nicht ein generelles Fleischverbot, sondern eine bewusste Auswahl von regionalen, nachhaltigen Fleischquellen und eine Reduzierung von Lebensmittelverschwendung insgesamt. Sollte dies nicht eher das Ziel sein?

  1. Finanzielle Belastung

Der Antrag ist nicht dafür gedacht, jedem Teilnehmer ein Steak vom Schlachter zu finanzieren. Es geht viel mehr um eine Scheibe Salami zum Frühstück oder Hackfleisch in einer Soße. Hochwertiges Fleisch ist nicht zwingend teurer als viele Fleischersatzprodukte oder exotische pflanzliche Zutaten, hier muss beim Einkaufen allerdings drauf geachtet werden. Regionale Produkte und Mischkost können eine kosteneffiziente Lösung sein. Vor dem Antrag 2020 war es möglich den Fleischverderb und die Kreuzkontamination in Grenzen zu halten. Ich bin zuversichtlich, dass wir das auch jetzt noch schaffen.

  1. Fehlende Berücksichtigung ethischer und gesundheitlicher Aspekte

Der Antrag fordert nicht eine fleischlastige Ernährung, sondern lediglich die Möglichkeit, Fleisch anzubieten und über den LV abzurechnen. Eine ausgewogene Ernährung umfasst auch tierische Produkte in Maßen und Gesundheitlich gibt es keine allgemeingültige Empfehlung für den völligen Verzicht auf Fleisch, sondern viel mehr für einen bewussten Konsum.

  1. Zusätzliche Arbeit

Eine ausgewogene Verpflegung, die sowohl vegetarische als auch fleischhaltige Optionen bietet, ist nicht zwangsläufig aufwendiger als eine rein vegetarische. Viele Mahlzeiten lassen sich mit und ohne Fleisch leicht umsetzen (z. B. Pasta mit zwei Soßen). Ich verweise auch hier auf die Zeit vor 2020. Inklusion bedeutet, dass alle Bedürfnisse berücksichtigt werden – auch die derjenigen, die nicht vegetarisch leben möchten. Eine reine vegetarische Ernährung kann für manche eine Einschränkung sein. Warum stehen hier die Interessen der Vegetarier über den Interessen der Fleischessenden?

  1. Überschaubarer Zeitraum der Veranstaltungen

Auch kurze Veranstaltungen können individuell wichtige Bedürfnisse betreffen. Warum sollten sich nur Fleischesser anpassen müssen und nicht auch Vegetarier an eine gemischte Verpflegung?

  1. Kulinarische Vielfalt

Vegetarische Alternativen können durchaus schmackhaft sein, aber sie ersetzen nicht immer den Geschmack oder die Konsistenz von Fleisch. Nicht jeder möchte sich auf Ersatzprodukte beschränken – manche Menschen bevorzugen natürliche Lebensmittel anstelle von hoch verarbeiteten Alternativen. Warum sollte die Möglichkeit des Fleischessens die kulinarische Vielfalt auf irgendeine Weise einschränken? Warum kann man den Teilnehmern eines Lagers nicht die Wahl überlassen?

Fazit:

Zusammengefasst geht es nicht darum, Fleisch zum zentralen Bestandteil der Ernährung zu machen, sondern um Wahlfreiheit und individuelle Bedürfnisse. Ein generelles Fleischverbot ist weder inklusiv noch zwingend nachhaltiger oder gesünder. Jeder Stamm, der sich weiterhin auf eine vegetarische Ernährung festlegen möchte, kann dies natürlich gerne tun. Gibt jedoch den anderen, die das nicht wollen, die Möglichkeit das zu essen, was sie wollen.

Gut Pfad, Michel

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Hallo,

vielen Dank für die ausführlichen Antworten. Ernährung ist ein sensibles Thema, das mit persönlichen Gewohnheiten, Werten und auch Gruppendynamiken verbunden ist. Deshalb möchte ich auf einige Punkte eingehen, Widersprüche aufzeigen und für eine nachhaltige, zukunftsorientierte Lösung werben.

  1. Bedürfnisorientierung – für alle oder nur für einige?

Der Antrag wird mit dem Argument der Bedürfnisorientierung verteidigt. Dabei wird jedoch übersehen, dass eine vegetarische oder vegane Verpflegung ebenfalls eine Form der Bedürfnisorientierung darstellt. Eine „bedürfnisorientierte Ernährung“ sollte auch die Zukunftsperspektiven mit einbeziehen. Was wir heute essen, hat direkte Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft – hier haben wir als Pfadfinder*innen eine Verantwortung.
Ein Bedürfnis kann nicht nur durch Gewohnheit begründet sein. Nur weil man etwas gewohnt ist, heißt es nicht, dass es notwendig oder sinnvoll ist.

  1. Nachhaltigkeit beginnt nicht mit Verboten – aber mit Verantwortung

Ihr schreibt, Nachhaltigkeit beginne nicht mit Verboten, sondern mit Aufklärung und bewusster Auswahl. Dem stimme ich zu! Aber genau diese bewusste Auswahl bedeutet, dass wir uns aktiv für eine umweltfreundlichere Ernährung einsetzen.

Der bisherige Antrag setzt nirgendwo ein Verbot durch, es wird nur auf umweltfreundlichere Alternativen gesetzt.

Fleischproduktion ist nun einmal nachweislich ein großer Umweltfaktor (Treibhausgase, Wasserverbrauch, Flächenverbrauch). Eine Reduktion – gerade in einem klar begrenzten Rahmen wie Pfadfinderveranstaltungen – wäre eine bewusste Entscheidung für die Umwelt, ohne dass man jemandem für immer verbietet, Fleisch zu essen.

Das Argument, dass auch importierte pflanzliche Lebensmittel problematisch sind, lenkt von der eigentlichen Problematik ab. Es gibt einen wissenschaftlich belegten Konsens darüber, dass die Produktion von tierischen Lebensmitteln – selbst bei regionaler Herkunft – in fast allen Umweltfaktoren eine wesentlich schlechtere Bilanz hat als pflanzliche Lebensmittel.

Vergleich Wasserverbrauch & CO₂-Emissionen

  • 1 kg Rindfleisch verursacht ca. 15.000 Liter Wasserverbrauch und zwischen 27–40 kg CO₂-Emissionen.
  • 1 kg Linsen benötigt ca. 1.250 Liter Wasser und verursacht nur 0,9 kg CO₂.
  • 1 kg Kartoffeln verbraucht ca. 250 Liter Wasser und verursacht 0,2 kg CO₂.
  1. Finanzielle Belastung und soziale Gerechtigkeit

Ihr argumentiert, dass eine Mischkost nicht zwingend teurer sein muss. Das stimmt in Einzelfällen, aber:

  • Hochwertiges Fleisch ist definitiv teurer als pflanzliche Grundnahrungsmittel. Billiges Fleisch aus Massentierhaltung kann zwar kostengünstig sein, widerspricht aber unseren Werten und Grundsätzen.
  • Es wird behauptet, dass viele pflanzliche Alternativen teurer seien. Das gilt für Ersatzprodukte – aber niemand zwingt dazu, auf teure Fleischersatzprodukte zurückzugreifen. Vollwertige pflanzliche Ernährung ist oft günstiger als Fleischgerichte.
  • Die Kosten für Mischkost müssten von allen getragen werden, auch von denen, die sich bewusst pflanzlich ernähren möchten. Wer Fleisch möchte, kann es doch selbst mitbringen oder aus Stammeskassen finanzieren (ist nach eurer Argumentation ja auch nicht so teuer), statt es über den Landesverband für alle verpflichtend mitzufinanzieren.
  1. Ethische Aspekte – Wahlfreiheit endet dort, wo andere betroffen sind

Es wird oft argumentiert, dass es um Wahlfreiheit geht und niemand gezwungen werden sollte, sich vegetarisch zu ernähren. Doch die Wahl, Fleisch zu konsumieren, betrifft nicht nur den Einzelnen, sondern hat weitreichende Konsequenzen:

  • Tierwohl: Massentierhaltung ist mit erheblichem Tierleid verbunden. Auch wenn Fleisch aus „guter Haltung“ gekauft wird, bleibt die Tötung der Tiere ein moralisches Dilemma.
  • Umwelt: Die Fleischproduktion beansprucht 83 % der weltweiten landwirtschaftlichen Fläche, liefert aber nur 18 % der globalen Kalorienzufuhr.
  • Klimawandel: Die Fleischproduktion ist für ca. 14,5 % der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich.

Die Entscheidung für eine pflanzliche Ernährung hingegen schränkt niemanden aktiv ein – es bedeutet nur, dass während eines kurzen Lagerzeitraums eine nachhaltigere Option gewählt wird.

  1. “Fleischesser müssen sich anpassen, Vegetarier nicht?”

Das Argument, dass Vegetarier sich genauso gut anpassen könnten wie umgekehrt, verkennt eine wichtige Unterscheidung:

Vegetarier essen kein Fleisch aus ethischen, gesundheitlichen oder ökologischen Gründen.
Fleischesser essen Fleisch aus Gewohnheit oder Geschmacksvorlieben.
Während Vegetarier durch den Verzehr von Fleisch gegen ihre Überzeugungen handeln müssten, geht es für Fleischesser lediglich um eine vorübergehende Umstellung, die keinerlei langfristige Konsequenzen hat. Zudem ist eine vegetarische Ernährung für alle möglich, eine fleischhaltige jedoch nicht für Vegetarier oder Veganer.

Fazit: Zukunftsorientierte Ernährung als Teil der Pfadfinder*innenwerte

Die Pfadfinderbewegung steht für Naturverbundenheit, Nachhaltigkeit und Verantwortung. Eine zpflanzliche Ernährung passt genau zu diesen Werten und stellt sicher, dass zukünftige Generationen eine intakte Umwelt vorfinden. Es geht nicht darum, Fleischesser zu bevormunden, sondern eine sinnvolle Lösung zu finden, die den größten Nutzen für die Gemeinschaft hat – gesundheitlich, ökologisch und finanziell.

Dieser Antrag fordert keine Wahlfreiheit, sondern eine Rückkehr zu alten Strukturen, die weniger nachhaltig, teurer und problematischer in der Umsetzung sind. Eine pflanzliche Basisverpflegung ist keine Einschränkung, sondern eine zukunftsfähige Entscheidung.

Und erneut, wenn ein Stamm nicht ohne die Salami zum Frühstück leben kann, dann kauft sie über die Stammeskasse dazu. Ihr schreibt ja selbst, das Fleisch nicht so teuer sei, da sollte das dann ja möglich sein. Und bei einem LaPfiLa lassen sich auch Absprachen treffen, dass man dann zum Beispiel nicht an der zentralen Verpflegung teilnimmt und sich selbst um das Essen kümmert.

Dennoch denke ich das wenn man sich unsere Pfadfinder*innenregeln nochmal durchliest, sehr viel eher zu dem Schluss kommt, dass eine vegetarische Ernährung besser dazu passt, als eine Ernährung mit Fleisch.

Und ich wage auch etwas zu bezweifeln wie sinnvoll diese Diskussion insgesamt ist. Wie Simon bereits schrieb: wir haben bereits zweimal sehr lange über dieses Thema auf der LDV diskutiert. Die Meinungen sind festgefahren. Wahrscheinlich würde eine sofortige Abstimmung dasselbe Ergebnis liefern wie eine Abstimmung nach zweistündiger Diskussion.

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Hallo zusammen

Eure Antragsbegründung beruht vor allem darauf das sich eure Teilnehmer sich auf Landesverbandsveranstaltungen Fleisch wie z. B. Salami oder Leberwurst wünschen.

Das ist total verständlich, ich wünsche mir auch manchmal meine Lieblingsmarmelade, die es oft auch nicht gibt. Oder es gibt schon wieder Kartoffeln mit Quark, obwohl ich mir ein Reisgericht gewünscht habe.

Auf Fahrt und überall wo mehrere Menschen zusammen kommen kann nicht immer zu 100% auf die Bedürfnisse des einzelnen eingegangen werden. Gerade das Fleisch ist da immer wieder Thema.

Auch in meiner Sippe wünschen die Kids immer mal wieder Fleisch. Das Thema begegnet uns öfter, denn wir essen auf Haik aus pragmatischen Gründen meist ziemlich tierfrei,denn niemand mag Dünnpfiff vom schlecht abgespülten Sahne Koschi und auch auf dem Lapfila war das natürlich Thema.

Meistens können wir das Thema gut abschließen wenn wir ihnen als Sifü einmal so sachlich wie möglich erklären, wieso wir so essen. Also entweder: „Wir kaufen fast keine Tierprodukte, die werden in der Hitze schnell schlecht und niemand mag eine Lebensmittelvergiftung.“ oder halt „Wir haben uns auf den letzten LDVen nach langer Diskussion demokratisch entschlossen nur noch fleischfreie Ernährung auf Landesveranstaltungen abzurechen. Das machen wir weil Fleischproduktion selten nachhaltig geschieht und wir uns der Natur verbunden fühlen und helfen wollen sie zu erhalten.“
Bisher konnten alle Kinder denen ich das so oder auch ausführlicher erklärt habe verstehen. Vielen ist aber auch garnicht aufgefallen das es kein Fleisch gab, vielleicht auch weil es Zuhause oder bei uns im Stamm auf anderen Fahrten auch Tage ohne Fleisch gibt.

Fahrten sind zudem ein immer gut begrenzter und planbarer Zeitraum und zuhause (oder auch auf dem Standlager der Sommerfahrt bei uns) wartet meist schon die Wurst im Kühlschrank.

Zudem gab es seit unserem Entschluss kein Fleisch mehr abzurechnen erst eine große Landesverbands Veranstaltung, das Lapfila 24 (eine vier tägiges Lager), auf dem wir dementsprechend gegessen haben. Das auf dem BuLa 2022 auch fleischfrei gegessen wurde, war eine zu unserem Entschluss unabhängige Entscheidung.

Stammesfahrten und auch Bezirksfahrten welche den Großteil eines Pfadfinderlebens gestalten betrifft unser Entschluss nicht.

Falls euch also Teilnehmer abgesagt haben, betraf dies vor allem die Kurse, es können also auch nicht allzu viele Kids gewesen sein. Da frage ich mich allerdings, ob die fleischfreie Ernährung dort wirklich der Hauptgrund ist. Ich persönlich würde nicht meine Bildung und vor allem den Spaß den Kurse bringen hinter die Ernährungsform des Kurses stellen.

Abgesehen davon wurde der Entschluss, dass wir auf Landesverbandsveranstaltungen nur noch Fleisch freie Ernährung abrechnen können wohl überlegt getroffen.

Wir haben uns sowohl auf der LDV 2020, als auch 2022 (nach der zwei jährigen Testphase) lange mit dem Thema auseinander gesetzt, darüber debattiert und dann gemeinsam demokratisch diese Grundsatz Entscheidung für unseren Verband gefällt.

Wieso wir das Thema also nun keine drei Jahre später erneut diskutieren wollen, erschließt sich mir nur bedingt. Mir zumindest erscheinen andere Themen dringlicher und ich habe das Gefühl wir haben 2020 und 2022 schon alles gesagt und würden nur noch Argumente wiederholen.

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Ich möchte gerne noch eine weitere Perspektive aufmachen:

Ich habe nach meiner Erinnerung fünf oder sechs Landesverbandskurse im Team begleitet, meistens in der Küche. Es gibt hier einige Punkte, die ich für die Diskussion relevant finde:

  • Hygiene: @katharina.voigts hatte es auch schon erwähnt. Auch wenn wir auf unseren Kursen mit einem ordentlichen Kühlschrank meist vergleichsweise gute Lagerbedingungen haben, sind wir froh, hier ein Risiko weniger zu haben. Mal ganz abgesehen davon, dass bei selbst kochenden Sipplingen von nicht ordentlich erhitzten Fleisch auch nochmal ein ganz anderes Risiko ausgeht, als von Gemüse oder anderen Lebensmitteln
  • Zumutungen & Herausforderungen: Ich finde es faszinierend, dass wir uns gemäß unserer Pfadfinder*innen-Regeln immer wieder auffordern, Neues auszuprobieren, Herausforderungen zu begegnen und die Komfortzone zu verlassen, beim Verzicht auf Fleisch ist dann aber Schluss mit lustig. Das ist sehr willkürlich und ergibt in meinen Augen keinen Sinn. Auf einer Veranstaltung gibt es (egal, ob sie zwei, fünf oder zehn Tage dauert) ganz andere Herausforderungen, sei es fremde Menschen oder die Schlafsituation. Ich glaube, wenn ich hier fordern würde, dass auf LV Veranstaltungen nur noch drinnen im gefütterten Feldbett geschlafen wird, weil alles andere meine Komfortzone zu stark tangiert, kann man sich die Reaktionen denken - eine ernsthafte Diskussion würde wohl nicht daraus erwachsen.
    Zu meinem eigentlichen Punkt: Wir reden immer davon, dass unseren Sipplingen schon so viel zugemutet wird, dass wir ihnen doch nicht auch noch das Fleisch wegnehmen können. Um ehrlich zu sein finde ich, ein 10 Tage dauernden Kurs im eisigen Herbst oder winterlichen Frühling ist eine andere Hausnummer als ein viertägiges LaPfiLa bei sommerlichen Temperaturen oder ein Wochenende beim Stamm. Sowohl was das Wetter angeht, aber vor allem was die Fremde, die Dauer und die teils ermüdende Masse an Aufgaben und Inhalten betrifft. Kaum eine LV-Veranstaltung ist in dieser Hinsicht so herausfordernd für Teilnehmende wie ein Kurs. Und dennoch habe ich meiner ganzen Kursküchenkarriere noch keinen einzigen Teilnehmenden erlebt, für den die Verpflegung das signifikante Problem war! Klar, es wird mal gemurrt, weil es kein Fleisch gibt. Genauso wird aber auch über das schlechte Wetter, die Schlafsituation oder die fremden Mitsipplinge gemurrt. Kein TN hat in meiner Erfahrung wegen der Verpflegung ernsthaft einen Abbruch der Veranstaltung in Erwägung gezogen - während die anderen genannten „Murr-Gründe“ leider sehr wohl regelmäßig zur frühzeitigen Abreise führen. (zur indirekten Frage von @katharina.voigts )
    Ich unterstelle also, dass diese Diskussion, was man unseren Teilnehmenden zumuten kann und was nicht, ein Stück weit an den realen Sorgen & Nöten unserer Teilnehmenden vorbei geht.
  • Es gibt auch Gerichte OHNE Fleisch?? Tatsächlich habe ich auch hier sehr ähnliche Erfahrungen wie @katharina.voigts machen können. Die Sipplinge haben teilweise nicht gemerkt oder sogar nicht geglaubt, das wir ohne Fleisch gegessen haben und so erst gelernt, was alles ohne Fleisch möglich ist. Und ein Kurs ist mit einem super straffen Zeitplan und den zwei Optionen „Sippen kochen alleine“ und „Es wird in der Großküche gekocht“ auch wahrlich nicht der Ort für Gourmet-Spielereien, dennoch konnten wir immer wieder mit dem Essen überraschen und Kinder überzeugen, etwas Neues auszuprobieren.
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Redaktionelle Anmerkung vom Mittewoch:
Wenn ihr den Antrag so stellt müsstet ihr hinzufügen dass der Antrag zur fleischfreien Ernährung aufgehoben wird

Ich verstehe den Antrag nicht. Wir haben eine gute Regelung, die es den Stämmen erlaubt (und ihr habt das ja beispielsweise auch schon getan), eigenständig Fleisch einzukaufen. Und auch Teilis auf den Kursen könnten, sollte es denn unbedingt nötig sein, sich die ungekühlte Salami am Stück in den Rucksack stecken und sie dann essen (das ist es ja, worum es euch anscheinend geht - die Salami).
Überdies würde „jede Form der Verpflegung“ auch beinhalten, dass bspw. Trüffel für die Pasta, Rotwein für die Sauce und das Bier zum Abendessen auch abgerechnet werden können, das halte ich nicht für sinnvoll.

Ich glaube, wir auch schon angedeutet, es ist immer eine Frage, wie man es verkauft: wahrscheinlich würden die Teilnehmenden es erstmal nicht merken, wenn man es garnicht vorher anmerkt, und selbst wenn. Wenn man natürlich im Vorfeld schon sagt „ja also du kannst zwar zu dem Kurs fahren, aber da gibts kein Fleisch, würd ich mir ja überlegen“ (Zitat frei erfunden), ist klar dass die Anmeldung eher ausbleibt.

Ich würde mir an der Stelle einfach etwas mehr Toleranz wünschen. Toleranz dem gegenüber, dass man es zweifelsfrei gut ein bis zwei Wochen (oder auch länger) ohne Fleisch aushält. Ich bin kein Vegetarier, aber ganz ehrlich, „Ich will mich beherrschen“ ist eine unserer Regeln und „Ich will nach den Regeln der Pfadfinderinnen und Pfadfinder mit euch leben“ - nicht „nach einigen der Regeln…“.

Ich hoffe sehr, im Interesse aller, dass sich die Diskussionen von 2020 und 2022 nicht wiederholen (ansonsten schau man einfach mal in die Protokolle von da, es ist glaube ich alles gesagt) und es nicht zu sehr ausufert (natürlich darf und soll man in einem demokratischen Jugendverband diskutieren, aber immer wieder die gleichen Argumente vorzubringen ist nicht zielführend). Ich habe für mich festgestellt, dass es einfach kein einziges rationales Argument FÜR Fleischkonsum gibt (abgesehen von „schmeckt halt“ und „ich will nicht ohne“).

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Kurz:

Alle dürfen doch essen was sie wollen.

Es gibt kein Fleischverbot.

Auf keiner Veranstaltung.

Der LV hat sich (in einer echt langen Debatte) darauf geeinigt, dass Fleisch ein Luxus ist, den jede*r (Einzelne oder Stamm) selber bezahlt.

Mein Gott. Iss doch deine Salami, aber dann zahl sie halt auch. :man_shrugging:

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Der Antrag wurde durch die Versammlung abgelehnt: