Auf den Landesversammlungen in Niedersachsen und Hessen wurden ähnliche Anträge beschlossen. Nun werden diese Landesverbände auch einen Antrag auf der BV stellen. Wir freuen uns auf Anregungen und Kommentare!
Die Bundesversammlung möge beschließen:
Beim Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder e.V. und allen seinen Untergliederungen ist jeder Mensch willkommen. Vor allem junge Menschen mit Migrationshintergrund und solche, die sich auf der Flucht vor unter anderem Krieg, Verfolgung, Unterdrückung, Naturkatastrophen oder wirtschaftlicher Perspektivlosigkeit befinden, begrüßen wir in unseren Gruppenstunden, auf unseren Lagern und Fahrten und auf allen sonstigen Aktionen.
Wir begrüßen die große Welle der Solidarität und Unterstützung in der Gesellschaft und wollen unseren Beitrag zu Frieden und Toleranz leisten. Gleichzeitig treten wir ausländerfeindlichen Protesten und Stimmungsmache gegen Menschen, die Schutz bei uns suchen, entschieden entgegen. Als Pfadfinder*innen verurteilen wir alle rassistischen und nationalistischen Parolen scharf.
Wir dulden in unseren Reihen keine Form von Ausgrenzung, Diskriminierung und Hass gegenüber anderen Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Geschlecht, ihrer sexuellen Orientierung, ihrer körperlichen oder geistigen Fähigkeiten, ihrer Hautfarbe, ihrer Religion, ihrem sozialen Status oder ihrem Aufenthaltsstatus.
Antragssteller
Marcus Lauter (LV Hessen), Lukas Kison (LV Niedersachsen)
Begründung
Es handelt sich bei diesem Antrag um einen Positionsantrag, der zwar keine unmittelbare Auswirkung auf unsere Arbeit haben muss, uns jedoch in dreifacher Hinsicht stärkt:
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Wir vergewissern uns unseres weltwärts gewandten Selbstverständnisses als Pfadfinderinnen und Pfadfinder in Europa, die Geflüchtete unterstützen und Diskriminierung nicht dulden.
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Wir ermöglichen uns allen, uns mit der Rückendeckung des ganzen ganzen BdP gegenüber Externen zu äußern (beispielsweise in Stadt- und Kreisjugendringen, im Landesjugendring, im Bundesverband oder auch gegenüber Entscheider*innen in Politik und Verwaltung sowie in der Öffentlichkeit).
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Wir wollen uns gegenseitig dazu ermutigen, junge Geflüchtete in unsere Arbeit aufzunehmen.
Weltweit waren im Jahr 2015 laut UNHCR mehr als 60 Millionen Menschen auf der Flucht. Davon haben 20 Millionen ihr Heimatland verlassen müssen. Ein großer Teil dieser geflüchteten Menschen sind Kinder und
Jugendliche. Im vergangenen Jahr haben mehr als 1 Million Menschen auf der Flucht Deutschland erreicht, sodass hier ein Problembewusstsein entstanden ist, das nicht nur die politische Debatte dominiert.
In die gesellschaftliche Debatte fließen immer mehr auch solche Töne ein, die Menschen auf der Flucht als Bedrohung und Gefahr und Helfer*innen als Teil dieser Gefahr darstellen. Zunehmend kommt es vor, dass sich engagierte
Ehrenamtliche für ihre Unterstützung, ihre Hilfsbereitschaft und ihr Selbstverständnis rechtfertigen müssen. Unseren Mitgliedern möchten wir auf diese Weise die Unterstützung des gesamten BdP versichern und ihnen den Rücken stärken.
Die Förderung der individuellen und sozialen Entwicklung junger Menschen mit dem Ziel einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit ist die zentrale Aufgabe aller Jugendverbände. Unsere Methode dazu ist die Pfadfinderei. Die Gemeinschaftsfähigkeit der in einem Gemeinwesen lebenden Menschen bildet die Grundlage sowohl für den Fortbestand als auch die Entwicklung einer Gesellschaft. Junge Menschen mit Migrations- und Fluchthintergund sind hier in einer besonderen Situation: Sie kommen in der Regel aus Ländern, in denen andere gesellschaftliche Regeln und Wertvorstellungen gelten, haben selten positive Erfahrungen im Sinne einer eigenständigen Teilhabe bzw. Partizipation gemacht und sind persönlich in einer äußerst schwierigen Situation: Neben den üblichen Unsicherheiten, die jeder junge Mensch in seiner Adoleszenz erlebt, sind junge Menschen auf der Flucht mit völlig neuen Lebensumständen konfrontiert, haben ihre Freundeskreise verloren und im Kontext der politischen und kriegerischen Auseinandersetzungen und der Flucht viele negative Erfahrungen gemacht.
Diese Erfahrungen können wir nicht rückgängig machen. Wir können Kindern und Jugendlichen jedoch helfen, sich in unserem Land zurechtzufinden, Freundschaften zu schließen und einen Beitrag für eine bessere Welt zu leisten. Wir können ihnen die Möglichkeit bieten, positive Erfahrungen zu sammeln, zu lernen, nach welchen Regeln wir in Deutschland zusammenleben und wie sie Teil dieser Gemeinschaft werden können. Dieser Herausforderung wollen wir uns mit unserem Selbstverständnis als Pfadfinder*innen stellen.
Im gesamten BdP haben Stämme, Gruppen und verschiedene Einzelpersonen begonnen, Menschen auf der Flucht zu unterstützen und bei uns willkommen zu heißen. Die Formen der Unterstützung sind dabei so vielfältig wie die Bedürfnisse der Geflüchteten. Wir begrüßen dieses Engagement ausdrücklich! Nun möchten wir als Verband die Rückendeckung dafür geben, dass diese guten Aktionen fortgeführt und weitere gestartet werden können. Dazu ist es auch wichtig, sich auf eine Gemeinschaft berufen zu können, die das eigene Handeln ideell und mit Aktionen und Ressourcen unterstützt.