Antrag 8: fleischfreie Verpflegung auf dem Bundeslager 2022

Die Bundesversammlung möge beschließen:

Auf dem gesamten Bundeslager 2022 und allen damit in Verbindung stehenden Veranstaltungen (wie zum Beispiel Vorbereitungstreffen) gibt es eine rein fleischfreie Verpflegung.

Antragsteller*innen:

Pascal Schröder, Laura Leuterer, Stephanie Redenius, Gesche Volkers, Hilko Pastoor, Jan Westerhoff

Begründung:

Fleischkonsum, unabhängig sowohl von der Herkunft (regional, Übersee etc.) als auch von der Haltungsweise (Bio, Mast etc.) ist in Summe eine Ernährungsform, welche nicht nachhaltig ist.

Es ist mittlerweile hinlänglich bekannt, dass

  • … die Massenfleischproduktion klimaschädlich ist und damit einen großen Anteil daran trägt, dass Flora und Fauna der Erde sich (negativ) verändern.
  • … insbesondere günstiges Fleisch unter unwürdigen Bedingungen für Tier (und teilweise auch Mensch) hergestellt wird.

Für diesen Antrag soll insbesondere die klimatische Nachhaltigkeit im Fokus stehen.

Aktuell wird in Politik und Gesellschaft teils heftig darüber diskutiert, welche Maßnahmen erforderlich sind und ergriffen werden können/sollen, um dem Klimawandel und seinen Folgen entgegenzutreten. Ein Teil der Gesellschaft steht hierbei ganz besonders im Mittelpunkt: Die nachfolgenden Generationen. Also wir und unsere Zielgruppe.

Als Pfadfinderinnen beschäftigen wir uns schon sehr lange mit Nachhaltigkeit, unseren Mitmenschen und der Natur. Schon auszugsweise die Pfadfinderinnenregeln, nach deren wir entschieden haben, Teil dieser (Werte-)Gemeinschaft zu sein, geben uns hierfür eine Basis. Nur Teil dieser Gemeinschaft zu sein, reicht alleine aber nicht aus. Unsere Pflicht ist es auch, für diese Werte einzustehen, ihre Einhaltung und unser Verhalten zu reflektieren und ggf. neu auszurichten. Wir tun dies jeden Tag in vielerlei Hinsicht, teils unbewusst, teils bewusst.

Dies bedeutet auch von Zeit zu Zeit innovative und konkrete Ideen in Maßnahmen umzusetzen. Genau dies soll Anlass des Antrages sein: Eine verhältnismäßig simple Idee mit konkreten nachhaltigen Auswirkungen in die Tat umzusetzen. Und zwar in einem Rahmen, der für jede*n ein erträgliches Maß an (Ernährungs-)Umstellung darstellen sollte.

Keinesfalls ist die Absicht dieses Antrags, alle Teilnehmenden und Teamenden des Bundeslagers 2022 zur vegetarischen oder veganen Ernährung „umzuerziehen“. Auch niemand soll diskriminiert werden, weil ersie gerne Fleisch isst. Teile der Antragsstellerinnen ernähren sich nicht rein fleischfrei, und die Entscheidung, wie sich jede*r Einzelne von uns im Alltag ernährt, darf und soll nicht angetastet werden.

Um jedoch eine aktive und nachhaltige Rolle einzunehmen, statt sie nur z.B. von der Politik zu fordern, ist es notwendig, dass jeder ein kleines Stück aus seinerihrer „Komfortzone“ heraustritt.

Die Antragsstellerinnen sind der Meinung, dass mit dem formulierten Beschluss dieser „kleine Schritt aus der Komfortzone“ für jedes fleischkonsumierende Mitglied des BdP eine akzeptable Umstellung darstellt. Der Landesverband Baden-Württemberg, der Landesverband Niedersachsen und viele andere Pfadfinderinnen- und Jugendverbände haben es bereits vorgemacht - diesen wollen wir uns anschließen.

Ggf. erfolgt eine weitere Ergänzung mündlich.

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Tja, wer mich kennt, der kennt auch meine Meinung zu diesem Thema!

Grundsätzlich soll sich jeder ernähren, wie ers es für richtig hält, doch mir als zum Zeitpunkt des Bula 45 jährigen Teamers vorzuschreiben, wie ich mich zu ernähren habe, halte ich für äußerst frech.

Vor 4 Jahren war ich als Technikteamer im UL Bayern dabei, wenn ich mich richtig erinnwrn kann, habe ich in 21 Tagen nur 2 maximal 3 mal Fleisch gegessen, weil eben so gekocht wurde.
Doch wer sich tatsächlich mit dem menschlichen Körper mal beschäftigt hat, und weiß, welche Stoffe er benötigt, wenn er körperlich anstrengende Arbeiten verrichtet, damit das Muskelgewebe nicht abbaut oder unterversorgt wird, weiß dass auch tierische Nahrungsaufnahme von nöten ist.

Auch ich esse immer wieder mal vegetarisch und vegan, aber dann wenn ich es für richtig halte!

Wir wollen unsere Mitglieder zu verantwortungsbewusste selbstbestimmte Individuen erziehen, doch wo bleibt da die Selbstbestimmung, wenn durch die BV einem solchen Antrag zugestimmt werden sollte?

Das beißt und zwickt doch vollkommen mit den Vorgaben und Zielen die wir uns vor vielen Jahren gesetzt haben.

Im übrigen gibt es Studien darüber, die belegen, dass Kinder und Jugendliche mit rein fleischloser Ernährung im Schnitt körperlich ihren fleischessenden hinterher hinken.

Ich bitte diese Argumente mit zur Diskussion/Aussprache mit vorzubringen.

P.S. Normalerweise bin ich nächstes Jahr auch wieder als Teamer dabei, doch sollte dieser Antrag durch gehen, werde ich mir das nochmal durch den Kopf gehen lassen müssen … Stichwort: Selbstbestimmung!

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Hallo Karsten,

ich stimme dir zu grundsätzlich sollte sich jeder ernähren, wie er es für richtig hält. Jedoch sollten wir auch mit gutem Beispiel vorangehen und unseren Mitgliedern Alternativen aufzeigen. Eine dieser Alternativen um das Bundeslager nachhaltiger als bisher zu gestalten, ist die fleischfreie Ernährung auf diesem.

Wie du bereits selber berichtest, scheint es kein Problem zu sein sich auch als Fleischesser hin und wieder vegetarisch zu ernähren. Warum also nicht während der Zeit des Bundeslagers? Es wäre schließlich nur ein begrenzter Zeitraum und sollte somit für jeden zumutbar sein.

Ja, wir wollen unsere Mitglieder zu verantwortungsbewussten selbstbestimmten Individuen erziehen. Das steht außer Frage. Aber wenn man das mal ganz kritisch hinterfragt, wäre nicht jede Art von „erziehen“ eine Art von Fremdbestimmung. Können die Kinder auf einem BuLa denn frei wählen, ob sie drinnen oder draußen schlafen? Oder was es zum Frühstück, Mittag oder Abendessen gibt? Wieso also nicht eine alternative Ernährung einfach mal für einen begrenzte Zeitraum vorleben. Und vielleicht entwickelt sich dann bei einigen der Gedanke, dass es durchaus auch verantwortungsbewusst ist, mal auf Fleisch zu verzichten.

Und nun zur Ernährung allgemein: Eine ausgewogene Ernährung besteht aus 55-60% Kohlenhydraten, 10-15% Proteinen und möglichst nicht mehr als 25-30% Fetten. Hinzukommen Ballaststoffe, Vitamine, Mengenelemente, Spurenelemente und Wasser. Bezüglich der Muskeln spielst du auf die Proteine an, die deiner Empfindung nach bei der vegetarischen Ernährung zu kurz kommen. Gehen wir von einem durchschnittlichen Mann von 80kg aus, bräuchte er nach den aktuellen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung 0,8g Protein/kg Körpergewicht, also 64g Proteine am Tag.
Wenn man jetzt zum Beispiel zum zwei Scheiben Brot mit körnigem Frischkäse und Erdnussbutter (insg. 20,1g Proteine) zum Frühstück, zwischendurch nochmal eine Portion Joghurt mit Haferflocken und Nüssen (insg. 23,4g Proteine) und zum Mittag eine Portion Nudeln mit Sojabolognese (insg. 34,4g Proteine) isst, dann hat man bereits rein vegetarisch 77,9g Proteine bis mittags zu sich genommen.
Es stimmt das man bei körperlich anstrengender Arbeit mehr Proteine benötigt, dazu wären die Empfehlungen 1,2 bis 1,8g Proteine pro kgKG. Sprich etwa das doppelte. Aber man hätte ja auch nach dem Mittag genügend Zeit das noch zu sich zunehmen.

Bezüglich der Studienlage bei Kindern und Jugendlichen zur vegetarischen Ernährung. Die aktuellste Studie die mir dazu bekannt ist, ist die VeChi-Jugendstudie veröffentlicht im Mai 2021 mit dem Titel „Nährstoffaufnahme und Status deutscher Kinder und Jugendliche, die sich vegetarisch, vegan oder omnivor ernähren“. Und da möchte ich zitieren: „Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die VeChi-Jugendstudie keine spezifischen Ernährungsrisiken bei vegetarischen und veganen Kindern und Jugendlichen im Vergleich zu Omnivoren anzeigt.“

Deine erwähnten Studien würde ich mir diesbezüglich aber gerne anschauen.

Diese Argumente möchte ich gerne ebenfalls zu diesem Thema vorbringen und würde es natürlich schade finden, wenn sich jemand aufgrund dieses Antrags genötigt sieht, nicht zum BuLa zu fahren.

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Moin Karsten,

Ich möchte noch kurz eine persönliche Erfahrung teilen: Ich lebe seit 24 Jahren vegetarisch, davon keinen Tag mit Mangelerscheinungen oder Ersatzpräparaten - und da bin ich im meinem Umfeld nicht allein. Das nur als Einwurf zum Thema, jemand wie ich würde Fleischessern „körperlich hinterher hinken“. Meine Erfahrung ist sicherlich nicht statistisch relevant, du wirst aber verstehen, dass ich mich angesprochen fühle.

Angebliche Mangel-Erscheinungen wären in einem zeitlich begrenzten Rahmen wie dem BuLa ohnehin überhaupt kein Thema, weshalb ich mich frage, warum man diesen Punkt groß diskutieren sollte.

Ich dränge meine Lebensweise niemanden auf, möchte aber jeden ausdrücklich dazu ermuntern, sie auszuprobieren. Was würde sich dafür besser eignen, als diese Veranstaltung?
Beim Bundeslager geht es schließlich auch darum, Neues zu entdecken und auszuprobieren und mal seine eigene Komfortzone zu verlassen.

Wenn du das nach so vielen Jahren BuLa-Erfahrung nicht mehr kannst oder möchtest finde ich das schade, offen gesagt fände ich es aber albern, aus Protest gegen eine solche Regel die Teilnahme abzusagen. Im Gegensatz zu dir bin ich nämlich der Meinung, dass sie absolut im Einklang mit unseren Zielen steht.

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Ich finde es schade, dass wir beim BdP nun auch den Teilnehmer*innen vorschreiben wollen ob sie auf dem Lager Fleisch essen dürfen oder nicht. Eine Möglichkeit einen Anreiz zur vegetarischen Ernährung zu geben, wäre für das Bula ein vegetarisches Kochbuch herauszugeben. Dann kann jede Gruppe ohne Zwang selbstbestimmt entscheiden ob sie vegetarisch Essen wollen oder nicht.

Schade finde ich auch, dass der BdP dem allgemeinen Trend folgt, alles jedem vorschreiben will.

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Hallo Harald,
bestimmen unsere Teilnehmenden aktuell, was auf den Teller bzw. ins Koschi kommt?
Bestimmen die Kochenden, welche Auswahl sie in der Markthalle beim Einkauf haben?
Ich finde das vegetarische Kochbuch eine echt gute Idee und unterstütze sie sehr.
Ich erinnere mich an Bundeslager, bei denen das Kochbuch passend zum Sortiment der Markthalle ausgegeben wurde.

Was meinst du mit dem allgemeinen Trend und wo schreibt der BdP „alles jedem“ vor?
Ich persönliche fühle mich sehr frei im BdP und habe mich bis dato noch nicht eingeschränkt gefühlt.

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Hier der final beschlossene Antragstext:

„Auf dem gesamten Bundeslager 2022 und allen damit in Verbindung stehenden Veranstaltungen (wie zum Beispiel Vorbereitungstreffen) wird von Seiten der Veranstalter*innen auf Landes- und Bundesebene eine rein fleischfreie Verpflegung angeboten.“

Der Antrag wurde mit 53 Ja- und 14 Nein-Stimmen sowie 13 Enthaltungen angenommen.