Diskussion: Wie politisch kann/muss/darf Pfadfinden sein?

Viele von euch werden Lucie als Brno, Tschechien kennen. Vielleicht nicht persönlich, aber ihr Bild ging vor ein paar Wochen - wie man so schön sagt - viral. Das heißt, dass sie in vielen sozialen Medien zu sehen war und auch in überregionalen und internationalen Tageszeitungen. Aber was hat sie gemacht?
Lucie hat einer Demonstration teilgenommen, die sich gegen Rechtsradikalismus positioniert hat. Sie stellte sich von Angesicht zu Angesicht einem jungen Rechtsradikalen gegenüber - und das in Kluft und Halstuch und mit einem Lächeln auf den Lippen.

Aber nicht nur Lucie, sondern auch viele mehr agieren als Pfadfinder einzeln oder geschlossen politisch. So positionierte sich der VCP Heide vor der Landtagswahl in Schleswig-Holstein/Hamburg gegen die AfD. Auch die DPSG setzte mit ihrem Beschluss “Wir sind bunt - Gegen die Drachen unserer Zeit” ein klares Zeichen gegen Menschenfeindlichkeit und das Programm der Alternative für Deutschland (AfD).

Unsere pädagogische Konzeption besagt in ihrem Selbstverständnis “Demokratie lebt vom Mitmachen. Wir wollen sie als Prinzip stärken, indem wir sie in unserer eigenen Arbeit verwirklichen. Dabei sind wir parteipolitisch unabhängig, betreiben aber politische Bildung und fördern das politische Engagement unserer Mitglieder.”
Und auch letztes Jahr haben wir auf der BV folgendes beschlossen: “Der Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder positioniert sich eindeutig gegen Rassismus und jegliche Art von politischem Populismus.[…] Wir fordern unsere Mitglieder und alle Pfadfinder*innen daher auf, weiterhin für unsere demokratischen Werte einzustehen und diese vorzuleben.”

Doch müssen wir uns dieses Jahr nicht wieder über Politik unterhalten? Und wieder die Frage stellen wie politisch Pfadfinden sein darf oder muss? Dürfen wir in Kluft und Halstuch demonstrieren - und wenn ja, gegen Rassismus, für den Pulse of Europe, den Klimawandel und für Pressefreiheit? Dürfen wir in Kluft und Halstuch am Christopher Street Day teilnehmen? Und wofür dürfen oder sollten wir uns bei unserem Bürgermeister*in einsetzen?

Mitreden erwünscht - gerne über diese Plattform und nächstes Wochenende auf der BV.
Gut Pfad!

Raffi und George (mit einer wunderbaren Vorarbeit von Chrissy)

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Politisches Engagement darf nur so weit gehen, dass andere Mitglieder nicht ausgeschlossen werden. Einsatz gegen Rassismus ist ok, weil dieser gegen unsere Grundsätze verstößt. Es sollte jedoch jedem persönlich überlassen werden, ob er für Atomkraft oder gegen die EU ist, da sollte sich der Verband strikt raushalten. Parteipolitische Unabhängigkeit ist ein etwas irreführender Begriff, denn auch wer sich nicht offen zu einer Partei bekennt, kann sich politisch für bestimmte Themen einsetzen. Darum sollten alle Themen tabu sein, die nicht deutlich unseren Grundsätzen widersprechen.