Hier ein möglicher Antrag zu Geflüchteten.
Die Landesversammlung möge beschließen:
Beim BdP Landesverband Niedersachsen e.V. und all seinen Gliederungen sind Geflüchtete herzlich willkommen. Dies gilt insbesondere für junge Geflüchtete, die wir in unseren Gruppenstunden, auf unseren Lagern und Fahrten sowie auf jeder sonstigen Aktion gerne begrüßen.
Wir wünschen uns von den Verantwortlichen in Politik und Verwaltung auf allen Ebenen und in allen Ländern, dass sie allen Geflüchteten unbürokratisch und schnell ein möglichst menschenwürdiges Leben ermöglichen, statt politische Kämpfe auf ihren Rücken auszutragen.
Wir begrüßen die große Welle der Solidarität und Unterstützung in der Gesellschaft, sehen aber die ausländerfeindlichen Proteste und die Stimmungsmache gegen Geflüchtete als Gefahr für das freiheitliche, demokratische Zusammenleben in Europa an. Als Pfadfinderinnen und Pfadfinder verurteilen wir solche rassistischen und nationalistischen Parolen scharf.
Wir dulden in unseren Reihen keine Form von Ausgrenzung, Diskriminierung und Hass gegenüber anderen Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Geschlecht, ihrer sexuellen Orientierung, ihrem Körper, ihrer Hautfarbe, ihrer Religion, ihrem sozialen Status oder ihrem Aufenthaltsstatus.
Antragsteller: Landesvorstand des BdP LV Niedersachsen
Wir rufen dazu auf, sich diesem Antrag als Mit-Antragsteller*in anzuschließen.Begründung:
formale Begründung:
Es handelt sich bei diesem Antrag um einen Positionsantrag, der zwar keine unmittelbare Auswirkung auf unsere Arbeit haben muss, uns jedoch in dreifacher Hinsicht stärkt:
- Wir vergewissern uns unseres weltwärts gewandten Selbstverständnisses als Pfadfinderinnen und Pfadfinder in Europa, die Geflüchtete unterstützen und Diskriminierung nicht dulden.
- Wir ermöglichen uns allen, uns mit der Rückdeckung des ganzen Landesverbands gegenüber Externen zu äußern (beispielsweise in Stadt- und Kreisjugendringen, im Landesjugendring, im Bundesverband oder auch gegenüber Entscheider*innen in Politik und Verwaltung sowie in der Öffentlichkeit).
- Wir wollen uns gegenseitig dazu ermutigen, junge Geflüchtete in unsere Arbeit aufzunehmen.
Zu all diesen Punkten wird jedoch niemand verpflichtet, da wir auch in diesem Fall den Grundsatz der Freiwilligkeit nicht aufgeben wollen.
inhaltliche Begründung:
Weltweit sind im Jahr 2014 laut UNO-Flüchtlingshilfe fast 60 Millionen Menschen auf der Flucht gewesen, davon haben 20 Millionen ihr Heimatland verlassen müssen. Für 2015 ist davon auszugehen, dass diese Zahlen erneut deutlich gestiegen sind, auch wenn noch keine abschließenden Statistiken vorliegen. Etwa die Hälfte dieser geflüchteten Menschen sind Kinder. Im vergangenen Jahr haben fast 1 Million Geflüchtete Deutschland erreicht, sodass hier ein Problembewusstsein entstanden ist, das nicht nur die politische Debatte dominiert. Die Bilder von Menschen in Schlauchbooten auf dem Mittelmeer, von Flüchtlingstrecks auf dem Balkan, von toten Kindern am Strand sind uns allen genauso im Gedächtnis wie die überfüllten Turnhallen, die Parolen von PEGIDA & Co. und die brennenden Heime. Überall in Europa diskutieren Politikerinnen und Politiker, wie sie damit umgehen sollen. Aber gegenüber all denen, die Angst haben um ihr „christliches Abendland“, stehen viele Menschen, die sich nicht scheuen, Hilfe und Unterstützung zu leisten für die vielen Menschen, die es nach einer entbehrungsreichen, traumatisierenden Flucht bis nach Europa geschafft haben; Menschen, die Kleidung, Schul- und Spielsachen spenden, und Menschen, die ihre Zeit opfern, um Geflüchteten zumindest für einen kurzen Moment Ablenkung und „Normalität“ zu ermöglichen.
Auch im BdP haben verschiedene Gruppen begonnen, Aktionen für junge Geflüchtete zu starten - so auch in unserem Landesverband. Wir freuen uns darüber und wollen dazu aufrufen, weiterzumachen, sich nicht entmutigen zu lassen und keine Angst zu haben. Deshalb wollen wir von LV-Seite die Gruppen vor Ort so gut es geht unterstützen, indem wir Arbeitshilfen zur Verfügung stellen oder sogar erstellen (AK Wö), Möglichkeiten zum Austausch von Erfahrungen und Ideen, aber auch zur Diskussion bieten, und in allen praktischen Fragen sehr gerne zur Verfügung stehen. Wir glauben, dass junge Geflüchtete für uns genauso einen Gewinn darstellen wie das Pfadfinden für sie: Einerseits bereichern junge Geflüchtete unser Leben in den Meuten, Sippen und Runden und erweitern den Horizont unserer Mitglieder; andererseits ist die einzigartige Methode der Pfadfinderei, wie wir sie im BdP leben, eine Bereicherung gerade für junge Menschen, die ihre Heimat verloren haben, einen gefährlichen, beschwerlichen Weg überlebt haben und in einem völlig fremden Land nun nach neuen Freund*innen, nach Anschluss, nach Integration, nach Gemeinschaft, nach Zuhause suchen.
Wir rufen also dazu auf, aktiv zu werden, lokale Flüchtlingsinitiativen anzusprechen und sich gegenseitig zu unterstützen. Wir rufen genauso dazu auf, auch politisch aktiv zu werden und das Thema in die kommunalen Jugendringe zu tragen. Von LV-Seite sind wir schon in diesem Jahr aktiv geworden und beteiligen uns im Landesjugendring an einer Arbeitsgruppe. Zudem wollen wir das Thema in unsere politische Bildung aufnehmen. Natürlich wissen wir, wie begrenzt unser aller Ressourcen und Möglichkeiten sind. Deshalb hat dieser Antrag keinen verpflichtenden Charakter und deshalb wollen wir all denjenigen, die sich schon engagieren, danken und sie genau wie all diejenigen, die sich engagieren wollen, mit allen Mitteln unterstützen.
Die weitere Begründung erfolgt mündlich.