Jetzt musste ich alte Frau mich tatsächlich in diesem Forum anmelden. Harte Zeiten. Was in der Diskussion auffällt ist, dass es sehr emotional zugeht und hitzig. Und eigentlich niemand von seiner Position abrücken will. Gegenargumente werden direkt als Trollerei bezeichnet. Wie kritikfähig sind wir eigentlich? Wie viel „andere Meinung“ toleriert man hier? Ihr habt Angst vor der AfD und was da kommen könnte. Dafür habe ich Verständnis und ihr habt mein Mitgefühl. Aber ihr könnt es nicht wissen. Warum darauf gehe ich noch ein.
Ich finde die Gegenargumente zu dem Antrag sehr gut begründet aufgeführt. Und euren Kampf gegen Rechtsextremismus (was ich mit Gewalt verbinde) in allen Ehren. Dafür standen Pfadfinder schon immer und sollten es weiterhin auch als Statement tun. [Fairerweise bin ich aber auch gegen Linksextremismus. Alles, was extrem ist und zu einer Spaltung sowie Gewalt führt, ist schlecht für diesen Planeten.]
Aber ich beteilige mich hier nicht an einer fachlichen juristischen Debatte, inwieweit eine konkrete Partei nun rechtsextrem ist, oder nicht. Verzeiht mir: Ich sage meine Meinung aus dem Herzen heraus, direkt und ungeschönt. Mit ganz viel Liebe für euch alle.
An der Debatte inwieweit die ganze AfD jetzt voller Nazis ist (fairerweise unrealistisch)… und verboten gehört, beteilige ich mich deshalb nicht, weil ich mich einerseits zu wenig auskenne. Und ich unterstelle jetzt mal: ihr euch wahrscheinlich auch nicht. Und ich andererseits mal das Augenmerk auf einen viel wichtigeren Aspekt lenken möchte.
Je mehr man von seiner Meinung überzeugt ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass man dem Dunning-Kruger-Effekt zum Opfer fällt. … und Fehler macht und evtl. ziemlich schwer daneben liegen könnte.
Daher sehe ich es als sehr wichtig an, den einlenkenden Stimmen hier im Forum mehr Beachtung zu schenken. Ihr schafft mit diesem „gegen die AfD“-Antrag einen Präzedenzfall, den ihr nicht zurücknehmen könnt. Im Namen von 33.000 Mitgliedern lt Pressemitteilung. (Oder 17.000 so genau hab ich die Zahlen vom BdP leider nicht nachlesen können) und deren Eltern. Glaubt ihr wirklich, dass ihr selbst bei einer Mehrheit in (ich muss es leider so sagen) eurer kleinen Bubble für alle im BdP sprecht und die Konsequenzen vorher absehen könnt?
Willkommen in der Politik. Da wollte ich mit „meinemBdP“ nie hin. Wo wären wir heute, wenn wir uns an jeder politischen Debatte für oder gegen gewisse Parteien und deren Inhalte beteiligt hätten und uns unter die Streithähne gemischt hätten? Wenn wir jeden neuen politischen Trend gefolgt wären. Da hätten wir aber viel zu tun gehabt. Meint ihr, eure Vorfahren waren so dumm, oder haben sie es vielleicht besser gewusst?
AfD rechtsextrem ja/nein. Quellenfechterei hin und her. „Ich hab Recht“, „nein ich“. Genau das führt zur Spaltung im BdP. Beachtet bitte, dass ein Großteil nicht in diesem Forum ist. Manche bis Viele werden den Beschluss erst lesen, wenn es zu spät ist. Viele werden sich vor den Kopf gestoßen fühlen. Ihr denkt jetzt „Toll, sollen DIE endlich gehen“. Aber das *sind doch faktisch nicht alles Rechtsextreme und/oder Faschisten. Ich bitte euch! Wäre schön, wenn die Welt so einfach wäre und man nur einen Feind kennt auf den man draufhauen kann.
Meine persönliche Meinung: mit Hass und Hetze GEGEN etwas besiegt man nichts, erst recht nicht Hass und Hetze und schon gar nicht die AfD. Die Gefahr der (ungewollten) Verleumdungen ist groß. Viele AfD-Wähler könnten sich stark angegriffen fühlen, weil sie eben nur aus Protest wählen. Das mag euch nicht gefallen. Aber ihr schließt damit möglicherweise direkt oder indirekt unschuldige Kinder aus dem BdP für die Zukunft aus. Sie fühlen sich nicht willkommen. Eurer Sache wird das in keiner Weise dienen, im Gegenteil. Aber gerade das wollt ihr doch leben? Eine Willkommenskultur, wo jeder einen Platz hat, solang er sich an die Regeln hält. Inwieweit wärt ihr dann anders als die anderen? Ihr schert alle AfD- Mitglieder über einen Kamm. Und die AfD findet ihr scheiße, weil die alle Ausländer über einen Kamm scheren [finde den Fehler]. Der Rabe nennt die Krähe schwarz.
Wenn ihr so viel Spass an Politik habt, dann geht in die Politik. Als Individuum. Kämpft für eure Meinung und sucht Gleichgesinnte, die genauso daran Spaß haben. Da kann man sich eine Partei aussuchen und auf den anderen rumhacken. Aber bitte nicht mit meinen blaugelben Farben, die ich so sehr liebgewonnen habe. Mit denen ich mich bis jetzt ganz gut identifizieren konnte.
Ich hab Spaß an Fahrten, Lagern, Abenteuern, guten Leuten und einen Ort, wo ich so akzeptiert werde, wie ich bin. Wo man mir Kritik gibt, wenn es angemessen ist und ich daran wachsen kann. Unabhängig von Religion, Hautfarbe, politischer Gesinnung etc. etc… Ich möchte keine Parteimitglieder ausschließen. Wenn dann schließe ich (notgedrungen) einzelne Menschen aus, weil sie sich nicht an die Pfadfinderregeln halten. Und die Arbeit muss man sich leider nunmal machen. Das wird Papa Bund nicht für euch regeln.
Von Mensch zu Mensch. Wer sich an die Regeln hält ist willkommen. Ende. Einfaches Konzept. Funktioniert seit über 100 Jahren. Auch in den schlimmsten Zeiten. Und das hinterlässt die Welt ein bisschen besser als sie ist. Weil es verbindet, statt spaltet.
Von Mensch zu Mensch: Nicht von Pfadfinderbund zu Partei oder Partei zu Partei. Oder LV zu Landesparteien oder Stamm/Ortsgruppe zu Kommunalparteien. Das ist nicht unser Geschäft und davon haben wir auch alle keine Ahnung.
Die Welt ist nicht nur bunt, sie ist auch komplex. Schubladendenken und Schwarz/Weiß sind selten die Lösung, sondern Teil des Problems. Egal in welche Richtung. Von daher haltet es bitte bitte allgemein. „Für Vielfalt“ ist besser als „Gegen die AfD“. Macht Werbung für unsere Werte. Das hat einen viel stärkeren und positiven Effekt als aller Kampf gegen die AfD jemals haben könnte. Bleibt offen, hört einander zu und geht auch mit AfD-Mitgliedern ins Gespräch. Das ist sicher nicht der einfache Weg. Aber der richtige.
Pfadfinder sollten nach wie vor für was Besseres stehen unabhängig von Parteipolitik.
PS: Ein Dank geht trotzdem an alle, die sich hier sehr viel Mühe gemacht haben, inkl. dem Antragsteller, in die fachliche Debatte einzusteigen. Ich finde das juristische/politische Thema auch grundsätzlich interessant, aber bitte nicht im Rahmen eines sehr ernst zu nehmenden Antrags.