Die Bundesversammlung möge beschließen:
Der BdP gibt sich ein neues Selbstverständnis:
Unser Selbstverständnis
Wir, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, haben uns freiwillig zum Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder zusammengeschlossen. Gemeinsam wollen wir als Teil der Weltpfadfinder*innenbewegung miteinander leben, lernen und uns entfalten.
Das Leben in der Gruppe prägt für uns wesentlich das Lebensgefühl Pfadfinden. Hier übernehmen wir Verantwortung für uns selbst und füreinander. In unseren Gruppen treffen wir uns regelmäßig und entdecken dabei ohne Leistungsdruck oder Konkurrenz und nach dem Motto Learning by Doing gemeinsam Neues. Neugierig und mutig stellen wir uns kleinen und großen Abenteuern, die uns auf unserem gemeinsamen Weg begegnen. Hierbei lernen wir auch, dass wir nicht alles selbst können müssen. In unserem Kreis akzeptieren wir jeden so, wie ersie ist, haben Verständnis und Raum für Schwächen. Uns ist es wichtig, dass alle in ihren Fähigkeiten, Interessen und Stärken gesehen werden und ihren Platz in der Gruppe finden. Durch die Vielfalt in den Gruppen haben wir die Möglichkeit, voneinander zu lernen, über unsere eigenen Grenzen hinauszugehen und das Zusammenleben auszuprobieren. Dabei sind unsere Beziehungen zueinander vertrauensvoll, offen und auf Augenhöhe. Wir legen großen Wert auf die Mitbestimmung aller Beteiligten. Auf diese Weise schaffen wir einen Raum für das Erlernen dessen, was Engagement und Leben in der Gruppe bedeuten. Durch die vielen gemeinsamen Erlebnisse und Erfahrungen bleiben einzigartige Erinnerungen, die uns als Freund*innen ein Leben lang tief verbinden.
Wir heißen jede*n willkommen, unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion, geschlechtlicher Identität, sexueller Orientierung, körperlichen oder geistigen Fähigkeiten, sozialem Status oder Aufenthaltsstatus. Weltanschaulich sind wir weder parteipolitisch noch religiös gebunden. Daher versuchen wir beständig, immer mehr Barrieren und Diskriminierung abzubauen, um den Zugang zu unseren Gruppen zu erleichtern und vielfältiger zu werden. Wir wollen mehr Kindern und Jugendlichen die einzigartige Gelegenheit geben, Pfadfinder*in zu sein. Dafür befinden wir uns in einem stetigen, selbstkritischen Prozess der Weiterentwicklung, um in den sich dauernd verändernden Bedingungen zeitgemäße und relevante Kinder- und Jugendarbeit anzubieten, ohne dabei unsere Grundlagen und Ziele aus den Augen zu verlieren. Dazu gehört es auch, dass wir die Interessen junger Menschen in gesellschaftlich-politische Debatten vor Ort und im Großen einbringen. Wir wollen als verantwortungsvolle Bürger*innen unsere (soziale) Umwelt und eine demokratische, weltoffene Gesellschaft mitgestalten und -tragen.
Jugend leitet Jugend heißt für uns: Bereits als Jugendliche und (junge) Erwachsene beginnen wir mit der Übernahme von Leitungsaufgaben – sei es in der Gruppenarbeit, der Organisation von kleinen und großen Aktionen und Fahrten oder auf Stammes-, Landesverbands- oder Bundesebene. Diese Tätigkeiten sind für uns freiwilliges Engagement und sie bringen uns Spaß und Erfüllung. Vor allem aber können wir uns so stetig als Gruppe und persönlich weiterentwickeln, neue Erfahrungen sammeln und den Umgang mit Herausforderungen lernen.
Wir leben in der Welt von heute, doch unsere Traditionen stammen aus bündischen und pfadfinderischen Wurzeln. Diese Wurzeln schätzen wir, was uns jedoch nicht daran hindert, sie und ihre Herkunft kritisch zu hinterfragen und daraus zu lernen. Durch diese Auseinandersetzung mit ihnen prägen unsere Kluften, Halstücher, Schwarzzelte, Fahrtenkultur, Musik und Bräuche unsere Identität, engen uns aber nicht ein.
Zentrale Elemente unserer Pfadfinder*innenarbeit sind gemeinsame (Zelt-)Lager und (Wander-)Fahrten, welche uns in die nähere Umgebung, aber auch in die weite Ferne führen können. Diese ermöglichen uns, Gemeinschaft zu erfahren, die über die wöchentlichen Gruppentreffen hinaus geht. Hier erleben wir Abenteuer in der Natur und schärfen dabei unser Verständnis für unsere Umwelt. Es ist uns wichtig, die Natur zu achten und zu schützen, und wir sind uns unserer Verantwortung gegenüber der Umwelt und dem Planeten bewusst. Bei internationalen Begegnungen mit Pfadfinder*innen aus aller Welt machen wir neue Erfahrungen und schließen Freundschaften.
Darüber hinaus richten wir unsere gemeinsamen Aktivitäten ganzheitlich und koedukativ aus. Wir wollen uns für neue Themen begeistern und unsere Fantasie anregen. Gemeinsames Singen und Musizieren hat genauso seinen Platz bei uns wie Kochen und Essen, Spielen, Handwerken und miteinander diskutieren.
Pfadfinden bietet uns Freiräume und ein sicheres Umfeld, uns auszuprobieren, wertvolle Erfahrungen zu sammeln und uns zu entwickeln. Selbstentfaltung und gemeinsame Werte prägen unser Lernen. Die große Chance, sich selbst und die eigenen Fähigkeiten zu entdecken, das Leben in der Gruppe junger Menschen zu erleben und Projekte aller Art zu realisieren, macht Pfadfinden zu viel mehr als einer Freizeitaktivität.
Diese Chance vielen jungen Menschen zu bieten, prägt unsere Pfadfinder*innenarbeit. Wir laden jeden jungen Menschen ein, mit uns das Abenteuer Pfadfinden zu erleben und arbeiten darauf hin, dass so viele wie möglich bei uns mitmachen können.
Antragsteller
Bundesvorstand (für den Arbeitskreis Verbandsentwicklung)
Begründung
Kurz und knapp:
Ein Ergebnis der Analyse-Phase des Prozesses zur Verbandsentwicklung war, dass der BdP kein aktuelles, ausformuliertes Selbstverständnis besitzt. Daher wurde im Projektverlauf ein Selbstverständnis unter Einbeziehung verschiedener Gremien erarbeitet. Dieses soll nun von der Bundesversammlung beschlossen werden und kann so als gemeinsame Basis u.a. für die interne und externe Kommunikation dienen.
Ausführliche Begründung:
Die ausführliche Antragsbegründung fasst aus Sicht der zuständigen Projektgruppe innerhalb des AK Verbandsentwicklung zum Weg zum neuen Selbstverständnis zusammen. Der Aufbau entspricht dem Schema, das auch für die Dokumentation der weiteren Ergebnisse und Handlungsempfehlungen der Verbandsentwicklung verwendet wurde.
Was ist die Ausgangslage gewesen?
Im BdP hat uns ein aktuelles Dokument gefehlt, das uns als BdP und unser Selbstverständnis beschreibt. Zwar gibt es ein Selbstverständnis in unserer Pädagogischen Konzeption, aber das ist mittlerweile schon 20 Jahre alt.
Wie sind wir vorgegangen?
Auf der BV 2020 wurde der AK Verbandentwicklung ins Leben gerufen und wir als PG1 damit beauftragt, ein neues Selbstverständnis für den BdP zu formulieren. Dafür haben wir im Frühjahr/Sommer 2021 eine offene Umfrage dazu gestaltet, was Pfadfinden im BdP ausmacht. Diese haben wir im Herbst 2021 als Grundlage für die Entwicklung unseres neuen Selbstverständnisses genutzt und darüber hinaus auch mit vorliegenden Texten gearbeitet. Deshalb kann es vorkommen, dass Sätze aus der alten Pädagogischen Konzeption oder ähnlichem (fast) wortgleich wieder im neuen Selbstverständnis vorkommen. Sie haben wohl die Zeit überdauert.
Seit Anfang 2022 haben wir unseren Entwurf mit verschiedenen Gremien geteilt und besprochen: Im AK Verbandentwicklung, mit der BL, mit dem Bund-Land-Treffen. Zudem haben sich einzelne LVs mit dem Entwurf auf ihren Landesversammlungen beschäftigt. Wir möchten Euch an dieser Stelle ganz herzlich für eure Mitarbeit danken!
Zu welchen Ergebnissen sind wir gekommen?
Das Ergebnis liegt in Form des Textentwurfs für ein Selbstverständnis vor, den ihr im Antragstext findet. Viele Änderungsvorschläge haben wir eingearbeitet, manche allerdings nicht. Wenn wir inhaltliche Änderungen nicht übernommen haben, lag das daran, dass es widersprüchliche Rückmeldungen gab oder wir einen Inhalt in diesem Dokument nicht richtig aufgehoben fanden (z.B. zu unserer Verbandsstruktur). Bei sprachlichen Änderungen erkennen wir an, dass es verschiedene “Geschmäcker” gibt – wir hoffen, wir können viele bedienen und ein sprachlich ansprechendes Dokument erstellen.
In den Austauschrunden und Prozessen kam in Bezug auf die Sprache auch die Frage der Zielgruppe auf. Hier liegt für uns der Schwerpunkt auf Außenstehende/(noch) nicht-Mitglieder, was sich auch in der Sprache niederschlägt.
Wie soll es weitergehen?
Wenn dieses Selbstverständnis von unserer BV beschlossen wird, haben wir uns folgende Ideen zur Nutzung (Ergänzungen natürlich gerne erwünscht):
- Stammeshomepages/-materialien
- Bundeshomepage/Landeshomepages und andere -veröffentlichungen
- Info-Material an Eltern
- Fundraising/für Geldgeber*innen/für Spender*innen
- Teil der Gruppenleitungsausbildung
- Teil von Informationen für Ehrenamtliche im Bund
- Ausgangspunkt für Reflexionen im Stammesrat/Landesleitung/Bundesleitung
Wofür das Selbstverständnis wahrscheinlich nicht genutzt werden kann:
- Direkte Ableitung einer konkreten strategischen Ausrichtung/Zielausrichtung
- Konkrete Qualitätsüberprüfung
- Direkt handlungsleitend für die Bundesebene
*…
Die Überarbeitung des Selbstverständnisses ist auch mit der Überarbeitung des Pädagogischen Konzeption verbunden. Wir sind uns bewusst, dass das neue Selbstverständnis und die bestehende Pädagogischen Konzeption nun nicht hundertprozentig zusammenpassen. Da eine Überarbeitung der Pädagogischen Konzeption bevorsteht (hier freuen wir uns auch noch über Mitüberarbeiter*innen!), glauben wir, dass das für eine Übergangszeit okay ist. Daher schlagen wir auch ausdrücklich nicht vor, das erste Kapitel der Pädagogischen Konzeption jetzt schon zu ersetzen.
Wir möchten zudem vorschlagen, dass das Selbstverständnis in leichte Sprache sowie weitere Sprachen übersetzt wird.
Wer sollte sich jetzt damit weiter beschäftigen?
AK Verbandsentwicklung: bei der Überarbeitung der Pädagogischen Konzeption
AK Inklusion: Übersetzung leichte Sprache
Öffentlichkeitsarbeit Bund: Übersetzung andere Sprachen, Aktualisierung Materialien, ggf. Anpassung an externe Zielgruppe
Stämme/LVs/Bund: Homepages/Info-Materialien aktualisieren, ggf. für Reflexion nutzen
Ausbildungs-AKs/Teamer*innen: In Kurse aufnehmen
Wo finde ich weiterführende Materialien?
Auf meinBdP findet ihr im Bereich des AK Verbandsentwicklung einen Teil der Umfrageergebnisse Umfrage-Auswertung zum neuen Selbstverständnis - Bund (Infos für Mitglieder) - meinBdP