Stufenbezeichnungen gendern

Antragstellende: Josephine Hoff (LV BBB), Moritz Becker (Günni) (BL)

Die Bundesversammlung möge beschließen:
Die zur Bundessatzung zugehörige Bundesordnungen wird an folgenden, in der Synopse dargestellten Stellen geändert, um eine einheitliche, gendersensible Sprache und Regelungen herzustellen.

Synopse - Stufenbezeichnung gendern.pdf (140,1 KB)

Begründung:
Auf der Bundesversammlung 2024 wurden die Bundesstufenbeauftragten damit beauftragt, eine gendersensible Bezeichnung der „Ranger und Rover“- Stufe, sowie des „Wölflings-„ und “Pfadfinderinnenstufe“ und gendersensible Formen des „Wölflings-„ und “Pfadfinderinnenversprechens“ und der „Regeln der Pfadfinder*innenstufe“ sowie der „Wölflingsstufe“ zu erarbeiten. Die Ergebnisse aus diesem Erarbeitungsprozess seht ihr in der obenstehenden Synopse.

Dass das Gendern für uns als Verband, ein wichtiges Mittel darstellt, um unsere Werte in die Praxis umzusetzen wurde bereits in mehreren vorausgehenden Anträgen diskutiert und beschlossen *1. Wir wollen als BdP alle Menschen “willkommen [heißen], unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion, geschlechtlicher Identität, sexueller Orientierung, körperlichen oder geistigen Fähigkeiten, sozialem Status oder Aufenthaltsstatus“ *2. Dazu gehört auch die Inklusion, Vermeidung von Stereotypen und Diskriminierung und das Eintreten für Chancengleichheit über eine gendersensible Sprache.

Uns ist jedoch bewusst, dass unsere Stufenbezeichnungen, Versprechen und Regeln einen besonders hohen Wert für die Mitglieder im BdP haben. Sie sind Teil unserer Traditionen und wir identifizieren uns mit ihnen. Gerade diese Identifizierung soll allen Menschen im BdP gleichermaßen möglich sein und keine Person sollte sich von derart zentralen Begriffen für den BdP nicht angesprochen oder gar ausgeschlossen fühlen. Weder auf dem Papier in der Bundesordnung noch in einem Verleihungskreis oder beim Ablegen eines Versprechens.

Die gendersensible Formulierung unserer Stufenbezeichnungen und Versprechen haben nicht nur eine große Bedeutung für unsere Mitglieder und Praxis im BdP. Die vorgeschlagene Änderung hat auch eine Wirkung nach außen. Diese Wirkung wollen wir nutzen, um als BdP auch in der Gesellschaft für Offenheit und Vielfalt einzutreten und damit unseren ebenso vielfältigen Bund zu repräsentieren.

Ausgenommen von den Änderungen ist bis auf Weiteres die Bezeichnung “Wölfling” bzw. “Wölflingsstufe”. Nach einer eingehenderen Auseinandersetzung mit diesen Begriffen, möchten wir der Bundesversammlung empfehlen, sich in einem weiteren, breiter aufgestellten, Prozess mit den genannten Bezeichnungen auseinanderzusetzen.


*1 Unter anderem im Zuge folgender Anträge:

Einheitliches Gender (BV 2023): Gendersensible Sprache in Satzung und Ordnungen

Gendersensible Sprache in Satzung und Ordnung (BV 2024): Gendersensible Sprache in Satzung und Ordnungen

*2 Selbstverständnis des BdP (BV 2022) Antrag 08: Verabschiedung Selbstverständnis

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Hi Josephine, hi Günni,

in den Passagen, die „nur“ in der Satzung stehen sehe ich kein großes Streitpotential.
Für die Versprechen der Pfadi und Wölflingsstufe frage ich mich, wie das in die Verleihungskreise hineingetragen werden soll. Habt ihr dazu schon eine Idee?

Denn nicht jede*r Gruppenleitung bzw. StaFü schaut vor einer Verleihung in unsere Satzung :smiley:

Moin Pasti,
bisher gibt es Ideen die Stämme über Stammespakete abzuholen (ähnlich wie endlich wieder raus).
Konkrete Pläne gibt es dahingehend noch nicht, sind da aber auch offen für Ideen und Input.

Ausgenommen von den Änderungen ist bis auf Weiteres die Bezeichnung “Wölfling” bzw. “Wölflingsstufe”. Nach einer eingehenderen Auseinandersetzung mit diesen Begriffen, möchten wir der Bundesversammlung empfehlen, sich in einem weiteren, breiter aufgestellten, Prozess mit den genannten Bezeichnungen auseinanderzusetzen.

`Warum das und wie ist insbesondere der letzte Satz gemeint?

Hallo Mammen,
wir sind in der Auseinandersetzung mit dem Begriff „Wölfling“ in Bezug auf das Gendern auch noch auf einige andere Themenbereiche gestoßen, die in Zusammenhang mit dem Begriff unserer Ansicht nach reflektiert werden sollten. Da wir uns aber nicht in der Position gesehen haben, diesen sehr viel breiteren Reflexionsprozess innerhalb des Antrags zum Gendern zu bearbeiten, haben wir uns dazu entschieden, einen weiteren Prozess anzustoßen und zwar mit unserem anderen Antrag.

Liebe Grüße
Günni und Josephine

Grundsätzlich begrüße ich das Ganze, mir sind aber noch ein paar (sprachliche) Anmerkungen aufgefallen:

Ranger und Rover sind beides Englische Begriffe, damit also bereits geschlechtsneutral, da es keine weibliche Form gibt. (Die Rangerin existiert nicht) Daher Bedarf es hier keines genderns.

In Stelle IV. 4 ist da „den anderen“ wirklich ein generisches Maskulinum? Oder bezieht es sich auf „den anderen Mensch“ und damit geschlechtsneutral. (Hier ist die Unterscheidung Genus und Sexus wichtig). Außerdem handelt es sich bei „den bzw. die Anderen“ um eine Substantivierung und müsste somit in beiden Fällen groß geschrieben werden, das sollte zumindest bei einer Änderung der entsprechenden Stelle direkt korrigiert werden.

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Hello!

Ich finde den Antrag grundsätzlich erst mal sinnvoll, würde mir aber insbesondere für das Wölflingsversprechen eine andere Lösung wünschen. Euer Vorschlag ist:
„Ich will die Freundschaft und unsere Regeln achten.“

‚Die Freundschaft achten‘ finde ich etwas unpersönlich und allgemein. Ich finde es viel schöner zu sagen, ein*e gute*r Freund*in sein zu wollen. Da das Versprechen ja von der betroffenen Person gesprochen wird, kann diese Person das ja entsprechend der eigenen Identifikation handhaben. Wenn MeuFüs das Versprechen vorsagen, müssen sie halt vorher in Erfahrung bringen, wie die Person sich identifiziert und was sie sagen möchte, also z.B.

  • Ich will ein*e gute Freund*in sein…
  • Ich will eine gute Freundin sein…
  • Ich will ein guter Freund sein…

Klar ist es einfacher, eine allgemeine Formel zu finden, aber bei dem genannten Vorschlag geht aus meiner Sicht etwas verloren.

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Kleine Anmerkung: ich finds super, mit * geschlechtergerechter zu schreiben, aber wir müssen es dringend hinbekommen, dass daraus nicht nur kursiver Text wird. Kann man das bei dieser Plattform irgendwo deaktivieren?

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Hi Tija,

leider ist das nicht möglich, ohne Markdown komplett abzuschalten und damit die Möglichkeit der Formatierung der Beiträge komplett zu verlieren.

Workaround: Die Markdown-Steuerzeichen (wie _, *, **, #, >, etc.) können mit einem \ maskiert werden (Windows: AltGr + ß, Mac: Option + Shift + 7). Also vor jedem Gender-Sternchen ein \ einfügen, dann wird nichts kursiv.

Also „einfach“ Freund\*in statt Freund*in eintippen :slight_smile:

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Klar, die Begriffe an sich sind in ihrer Wortbedeutung erstmal neutral. Im pfadfinderischen Kontext ist aber schon ganz klar Rover für männliche Personen und Ranger für weibliche Personen (siehe auch Fuchs’ Beitrag im Antrag zum historischen Kontext der Stufenbezeichnungen).

In diesem Antrag geht es ja aber auch die in dieser Verwendung und der Schreibweisen ‚Ranger und Rover‘, ‚Ranger/Rover‘ bzw. ‚R/R‘ ausgedrückte Binarität dem aktuellen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Stand anzupassen, indem künftig ‚Ranger*Rover‘ und ‚R*R‘ in der Satzung verwendet wird, um intergeschlechtliche und nicht-binäre Personen auch sprachlich zu repräsentieren.

Dafür spreche ich mich als nicht-binäre Person explizit aus.

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Hallo Tija,

vielen Dank für deine Vorschläge, da die Version, wie wir sie jetzt formuliert haben Ergebnis eines längeren Prozesses ist, an dem neben uns auch viele andere beteiligt waren, wollen wir die von uns vorgeschlagene Version gerne beibehalten. Im Prozess haben wir sie auch unter den von dir vorgeschlagenen Versionen abgewogen. Für uns war die Einfachheit in der Verwendung letztendlich tatsächlich das ausschlaggebende Argument.

Liebe Grüße

Josephine und Günni

Hallo Itz_Marlon, hallo zecke,

vielen Dank für den Hinweis auf den nicht geschlechtsspezifischen Hintergrund der Begriffe und für die spannende Einschätzung von dir, zecke. Tatsächlich haben wir uns im Erarbeitungsprozess auch viel damit auseinandergesetzt, welche Geschlechtszugehörigkeiten mit den Begriffen assoziiert werden. Da Ranger und Rover, meist trotz des eigentlich nicht festgeschriebenen Worthintergrunds meist binär gelesen werden, haben wir uns für das Einfügen des Gendersternchens entschieden. Es geht uns dabei auch darum, explizit Menschen miteinzubeziehen und nicht nur, keine Personen auszuschließen.

Einen ähnlichen Gedanken haben wir auch in der angesprochenen Änderung in Punkt VI.4 verfolgt. Auch wenn mit “den anderen” auch auf “den Menschen” bezogen sein kann, fällt es doch sehr leicht, diese Formulierung in der Praxis ausschließlich männlich zu lesen. Deshalb war uns auch hier die Änderung wichtig.

Die Rechtschreibkorrektur werden wir sehr gerne in Form eines Änderungsantrages auf der BV einbringen.

Liebe Grüße

Günni und Josephine

Bei uns werden die Begriffe tatsächlich synonym verwendet (bzw. verwenden wir eigentlich schon immer nur den Begriff „Rover“). Daher ist dann auch die ausgedrückte Binarität ein falsches Dilemma, da ich sie nicht als Geschlechterunterscheidung wahrnehme.

Auch auf das Risiko sich hier jetzt in Kleinteiligkeit zu verlieren. Für mich hat „den Anderen“ und „die Anderen“ aber tatsächlich sprachlich eine unterschiedliche Bedeutung bzw. Wirkung.
„Die Anderen zu achten“ lese ich als Respekt gegenüber einer anderen Gruppe.
„Den Anderen zu achten“ lese ich als Respekt gegenüber einem anderen Individuum.
Und das finde ich ist doch ein wichtiger Unterschied.

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Um das ganze noch ein wenig auszuführen:

„Den Anderen zu achten“ bedeutet konkret auf die Bedürfnisse einer Person einzugehen, anstatt nur Gruppenbedürfnisse zu befriedigen.

„Die Anderen“ dagegen weckt bei mir das Bildes einer „Gruppierung“ (auch wenn das von euch nicht die Intention ist) und erzeugt bei mir ein wenig das Gefühles „Wir gegen die“ (um es etwas überspitzt zu formulieren). Ich assoziiere das dann automatisch mit Aussagen wir „Schuld sind immer die Anderen“

„Den Anderen“ nehme ich als mir gleichgestelltes Individuum wahr, „Die Anderen“ als von mir bzw. meiner Peer-Group abgegrenzten Gruppe.

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Ja, in der alltäglichen Verwendung ist es bei uns auch Rover oder R*R. Aber dann sind wir ja eh an dem Punkt, dass die Satzung und die schriftliche Fassung sich in unserem Bund immer in gewissen Punkten von den Stammestraditionen und - gepflogenheiten unterscheiden können. Und aktuell bildet die Satzung nunmal ein binäres Geschlechterbild ab.

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Soll das ein verspäteter Aprilscherz werden? Lasst uns doch bitte auf unsere Wuzeln besinnen und Naturpädagogik machen. Lasst uns Kinder zu selbstbewussten Menschen verhelfen und die Gemeinschaft in den Mittelpunkt stellen. Diese ganze politisierte Sprachumerziehung kann sich gerne im Laufe von Jahrzehnten entwickeln. Lasst uns aufhören vorzuschreiben, wie wir was benennen müssen und jedem Partikularinteresse nachzugehen. Der BDP freut sich bestimmt über neue Mitglieder- dort kann man dann seine politischen Interessen ausleben. Verschont uns bitte im BdP mit solchen Dingen - es ist seit 4-5 Jahren immer mehr geworden. Angefangen hat das Ganze mit der Vorschrift von fleischfreien Essen. Überlegt doch lieber, wie wir unsere Gemeinsschaft stärken können. Sollte dich der BdP weiter so entwickeln, sehe ich für mich und meinen Stamm leider keine Zukunft in diesem Bund.

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Das finde ich tatsächlich eine gute Idee. Da ja hier jeder von sich selber spricht, kann man ja dadurch noch spezifischer auf die Identität der Person eingehen.

Und ehrlicherweise kann ich mir vorstellen, dass eine solche Änderung von den Stämmen viel schneller und einfacher durchgeführt wird als der Vorschlag der Antragstellenden. (Möglicherweise wird das in manchen Stämmen ja bereits so praktiziert)

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„Ein Wölfling hilft, wo er kann“ (alt)

„Ein Wöflling hilft anderen“ (neu)

Die alte Formulierung „Ein Wölfling hilft, wo er kann“ trägt eine gewisse Milde und Entwicklungsfreundlichkeit in sich. Sie anerkennt, dass der Wölfling (also das jüngste Mitglied) noch am Anfang seiner Reise steht – sowohl in seiner Persönlichkeitsentwicklung als auch im Sozialverhalten. Es lässt Raum für das Nicht-Können, ohne den Anspruch ganz fallen zu lassen. Es fördert das Bemühen, ohne Überforderung.

Im Gegensatz dazu wirkt die neue Formulierung „Ein Wölfling hilft anderen“ deutlich eindeutiger und fast schon imperativ. Es steht nicht mehr zur Debatte, ob er kann oder nicht – er soll helfen. Das kann als stärkerer moralischer Appell verstanden werden, der weniger tolerant gegenüber individuellen Grenzen oder Entwicklungsphasen ist.

Gerade im pädagogischen Kontext fand ich es schön in der Formulierung Ermutigung vor Verpflichtung zu stellen. Kinder in diesem Alter entwickeln erst langsam die Fähigkeit zur Perspektivenübernahme und zu echtem Altruismus. Die alte Formulierung unterstützt diesen Lernprozess eher spielerisch und mit Empathie.

PS: Gerade beim Begriff „Wöfling“(=Tiermetapher) sehe ich das Genderthema nicht gegeben bzw. deutlich unaufgeregter, weshalb das „er“ an dieser Stelle auch nicht so kritisch gesehen werden dürfte, wie in anderen Bereichen, oder?

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Ich weiß, dass manche Menschen sich noch nie mit unserer pädagogischen Konzeption oder den Protokollen der Bundesversammlungen auseinandergesetzt haben. Aber einen Antrag zur inklusiveren Gestaltung unserer Stufenbezeichnungen als „verspäteten Aprilscherz“ zu bezeichnen zeugt von wenig bis keiner Auseinandersetzung mit dem eigentlichen Thema.

Bei uns werden, unter Anderem auch mithilfe der politischen Bildung, Kinder zu selbstbewussten Menschen erzogen. Diese Kinder sind mittlerweile junge Erwachsene und bringen sich aktiv in ihrem Verband ein, in dem sie beispielsweise Jahrzehnte alte Bezeichnungen und Traditionen kritisch hinterfragen. Und ja, unsere Sprache und die Pfadfinderei sind politisch, ob wir das wollen oder nicht (nicht nur beim BDP ;). Man kann also keineswegs von einer „Politisierung“ sprechen.
Übrigens: die Ideen um die es hier geht haben sich über Jahrzehnte entwickelt. Manche von uns haben es nur nicht bemerkt.

Und stell Dir vor, ein inklusiver Verband kann trotzdem auch Naturpädagogik betreiben. Dieser Gegensatz ist hanebüchen.
Womit genau willst DU den verschont bleiben? Sprich es doch gerne aus, was in den letzten 4–5 Jahren genau „immer mehr geworden ist“ und was das mit diesem Antrag zu tun hat.
Und nochmal, die „Vorschrift“ vom fleischfreien Essen ist keine. Es wurde im höchsten beschlussfassenden Gremium unseres Verbandes ein demokratischer Beschluss gefasst, dass alle über den Bund abgerechneten Aktionen fleischfrei sein werden. In eurem Stamm könnt ihr weiterhin so kochen wie ihr möchtet, schließlich richtet ihr ja die Aktion aus. Und wenn Du ein Bula ohne Wurst nicht aushältst kannst du dir auch weiterhin eine Salami einpacken. Das ist nicht verboten oder wird von irgendjemandem „vorgeschrieben“.

Überleg Du dir doch vielleicht, warum Du mit diesem Antrag persönlich nichts anfangen kannst. Ein Verband sollte nämlich auch Menschen stärken, die durch unsere bisherigen Bezeichnungen nicht repräsentiert sind. Auch diese Menschen gehören zur Gemeinschaft.

Ich finde es schade, dass Du für Dich und deinen Stamm keine Zukunft im BdP siehst und fände es schön, wenn ihr euch mit anderen Perspektiven auseinandersetzt. Schließlich lebt unser Verband ja auch von der politischen Diskussion.

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