Historischer Kontext Stufenbezeichnungen

Antragstellende: Josephine Hoff (LV BBB), Moritz Becker (Günni) (BL)

Die Bundesversammlung möge beschließen:
Die Bundesleitung wird beauftragt zu prüfen, wie und ob ein Prozess angestoßen werden kann, der sich kritisch mit dem historischen Kontext der Stufenbezeichnungen auseinandersetzt.

Begründung:
In dem Prozess, der durch den Antrag der letzten Bundesversammlung (“Stufenspezifische Satzungsabschnitte Gendern”) angestoßen wurde, ist uns aufgefallen, dass manche Begrifflichkeiten nicht nur nicht genderneutral sind, sondern auch aus einem unter anderem kolonialistischen Kontext kommen.

Begriffe wie Wölfling und Ranger und Rover bedeuten uns im BdP sehr viel und das ist auch gut so. Doch gerade wegen dieser großen Bedeutung müssen wir unsere Stufenbezeichnungen auch hinterfragen.

Das Dschungelbuch, aus dem der Begriff Wöfling stammt, wurde von Rudyard Kippling verfasst, welcher mit Baden Powell (Gründer der Pfadfinder*innenbewegung und Kolonialherr) befreundet war.
Kipling unterstützte unter anderem Reginald Dyer bei seiner Rückkehr nach England, der als General der britischen Armee in Indien diente und als Befehlshaber für das britische Massaker von Amritsar an unbewaffneten Demonstranten am 13. April 1919 mit 379 Toten und 1.200 Verletzten.
Eine Ausführliche Auseinandersetzung mit dem Thema, die den Begründungstext sprengen würde, könnt ihr in den Abschnitten 6 und 8 hier lesen.

Des Weiteren sind Ranger*Rover Begriffe die von der Bedeutung “Förster/Wildhüter/Feldhüter” (Ranger) und “Wandernder/Vagabund” (Rover) abstammen. Diese Begriffe sind nicht nur nach wie vor stark männlich konnotiert, sondern bezeichnen auch Berufsgruppen, denen nicht wir nicht entsprechen.

Wir sind ein Jugendverband und müssen immer wieder unser Brauchtum und unsere Traditionen hinterfragen.
Das tun wir heute und das haben bei der Gründung der Pfadfinder*innenbewegung in Deutschland schon Lion und Bayer gemacht, als sie damals bewusst nicht die wörtliche Übersetzung von scout, also Kundschafter genutzt haben da dies ein eindeutig militärischer und kolonialistischer Begriff ist.
Sie haben dazu eine Ausschreibung gemacht und Einsendungen mit Vorschlägen gekriegt, und “Pfadfinder” ist es geworden.
Dies könnte uns als Vorbild dienen.

Wir haben uns dafür entschieden an dieser Stelle lediglich eine Prüfung des Prozesses vorzuschlagen und nicht einen Prozess festzulegen, weil dies ein sehr großes und ggf. in Traditionen eingreifendes Thema ist und wir unseren Verband kurz nach einem Vorstandswechsel nicht überlasten wollen.

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Hi Josephine, hi Günni,
sollte der Antrag beschlossen werden: nach welchen Kriterien soll die BL prüfen, ob ein Prozess angestoßen werden kann?
Gibt es dazu eine Entscheidungshilfe, gibt es Red Flags oder dergleichen, wer trifft diese Entscheidung dann letztendlich, ob ein Prozess gestartet wird?

Moin Pasti, es geht hier vor allem um Kapazitätsgründe des neuen Vorstands und der neuen BL.
Ein neuer VS will sich ggf. neu ausrichten und eigene Schwerpunkte setzen.
Wie dieses Thema dann angegangen wird, liegt also an der Anzahl motivierter Menschen und an der Kapazität/Schwerpunktsetzung des neuen VS.

Wir wollten das nicht „für die“ entscheiden, da das ganze ein Projekt mit einer großen Tragweite ist, welches im Aufwand nicht unterschätzt werden sollte.

Ich frage mich ehrlich, wie solche Ideen entstehen. Reicht da der Besuch eines Uni-Seminars über Kolonialismus oder das Lesen eines Buches, um dann zu sagen: „Lasst uns 100 Jahre alte Stufenbezeichnungen ändern“?

Was ist konkret der Mehrwert solcher Umbenennungen? Man nimmt Begriffe, die mit vielen positiven Erfahrungen, Erinnerungen und Traditionen verknüpft sind – und stellt sie plötzlich infrage. Das ist ein echter Verlust. Aber worin genau liegt der Gewinn?

Denn wenn jede Bezeichnung mit der Zeit problematisch erscheint, wählt man einen neuen Namen – und auch dieser kann wieder kritisiert werden. Ist das die Lösung? Ein dauerhafter Kreislauf aus Umbenennungen, immer neuen Neologismen, bis man sich mehr mit Äußerlichkeiten beschäftigt als mit Inhalten? Bis die Identität immer diffuser wird, weil nichts mehr Bestand hat?

Vielleicht sollten wir uns stattdessen darauf konzentrieren, wie wir diese Begriffe mit Leben füllen. Der Wert eines „Wölflings“ entsteht nicht durch die Bezeichnung allein, sondern durch das, was wir daraus machen. Dass „Wölfling“ oder „Ranger/Rover“ in vielen Köpfen positiv besetzt sind, ist der Verdienst unzähliger Gruppenführungen, die diese Stufen mit Engagement, Freude und Werten gefüllt haben – nicht wegen oder trotz des Namens.

Im Alltag verbindet niemand „Wölfling“ mit dem „Dschungelbuch“, geschweige denn mit Kolonialgeschichte. Die meisten kennen vielleicht Balu aus dem Disney-Film – aber kaum jemand hat das Original gelesen. Und in der Realität denken die Leute bei „Wölfling“ an fröhliche Kinder mit Halstüchern, die gemeinsam Abenteuer erleben – nicht an ideologische Hintergründe.

Diese starke, positive Assoziation ist das Ergebnis jahrzehntelanger Arbeit – nicht von Namensgebung, sondern von echter pädagogischer und menschlicher Arbeit mit Kindern.

Letztlich: Man wird nicht durch einen Namen zu etwas, sondern macht sich durch sein Verhalten einen Namen in der Gesellschaft. Wenn man also etwas kritisch hinterfragen will, dann bitte zuerst das eigene Handeln. Bildung und Aufklärung sind wichtig, aber daraus vorschnellen Aktivismus abzuleiten, führt selten zu nachhaltiger Veränderung.

P.S.: Ich persönlich empfinde weder „Ranger/Rover“ noch „Wölfling“ als geschlechtlich oder kulturell problematisch – gerade weil sie im Kontext unserer Arbeit längst mit anderen Bedeutungen gefüllt wurden.

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In unserer Satzung steht, dass wir junge Menschen zu kritischen Bürger*innen erziehen wollen. Vielleicht ist das ja geglückt und Menschen hinterfragen kritisch Traditionen. Egal wie man zum Antrag steht, es ist doch schön, dass nicht nur Ja und Amen gesagt wird.

„Das war schon immer so“ ist keine Diskussionsgrundlage.

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Es freut mich, wenn wir uns auf das gemeinsame Ziel berufen können: junge Menschen zu kritischen Mitgliedern unserer Gesellschaft zu erziehen. Genau deshalb ist mir eine sorgfältige, inhaltlich fundierte Debatte wichtig – und nicht die vorschnelle Umdeutung von Positionen.
Erst recht nicht die Vergabe von Arbeitsaufträgen an den Bundesvorstand, die bereits eine Änderungsnotwendigkeit suggerieren, ohne dass diese fundiert diskutiert oder begründet wurde. Das wirkt auf mich wie ein Umweg um die eigentliche Auseinandersetzung.

Ehrlich gesagt erkenne ich meine Argumentation in deiner Gegenreaktion nicht wieder.
Ich habe nicht gesagt: „Das war schon immer so, also bleibt es so.“ Und ich habe genauso wenig behauptet, dass man Traditionen nicht kritisch hinterfragen darf.
Das, was du mir unterstellst, ist ein klassisches Strohmann-Argument – eine verkürzte Darstellung meiner Position, die dann leichter zu widerlegen ist.

So entgehst du leider meiner eigentlichen, tiefgreifenden Kritik. Rhetorisch geschickt, ja – aber inhaltlich am Punkt vorbei.

Denn mein Anliegen ist nicht der Erhalt um des Erhalts willen – sondern eine Abwägung: Was gewinnen wir wirklich durch eine Umbenennung – und was verlieren wir womöglich an Bedeutung, Geschichte und Identifikation?
Begriffe wie „Wölfling“ oder „Ranger/Rover“ sind nicht neutral – sie sind emotional und pädagogisch aufgeladen. Sie sind über Jahrzehnte mit Engagement, Freude und Werten gefüllt worden. Sie gehören zu unserer Identität.
Du würdest ja auch nicht das Fußballspielen in einem Verein infrage stellen, nur weil es das „immer schon gab“. Manchmal ist etwas lange gut, weil es über Zeit gewachsen und bewährt ist.

Eine kritische Beleuchtung von Ursprüngen ist legitim – aber daraus vorschnell eine Änderung abzuleiten, braucht mehr als nur theoretische Bezüge.
Es braucht eine substanziell begründete Notwendigkeit. Ein bloßes „Das klingt heute schwierig“ reicht mir dafür nicht. Denn wenn Umbenennungen zur Dauerlösung werden, geht etwas verloren, das schwer zu ersetzen ist: sprachliche Kontinuität, gemeinsame Erinnerungen, Identifikation.

Ich wünsche mir eine Diskussion, in der nicht gefragt wird: „Was ist gerade problematisch?“
Sondern: „Wie können wir dem, was wir tun, eine noch tiefere Bedeutung geben?“ – nicht durch neue Etiketten, sondern durch gelebte Werte.

Kritisches Denken heißt auch, nicht jedem Impuls zur Veränderung sofort zu folgen – sondern zu prüfen, ob er tatsächlich zu etwas Besserem führt.
Und dieses Argument, diese Antwort auf mein Anliegen – die fehlt mir bislang.

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Ehrlich gesagt verstehe ich das Problem nicht, der Antrag eröffnet Raum für Diskurs und eine Auseinandersetzung. Falls du es anders siehst, oder bessere Vorschläge hast ist es doch gut, dann bring gerne einen Änderungsantrag ein.

Wir können gerne darüber diskutieren, ob es z.B. nicht vielleicht sinnvoller wäre Impulse bei den Stämmen zu setzten, z.B. durch die Kurse, damit diese selbst entscheiden, wie sie damit umgehen, dass die Begriffe kritisch sind.

Dafür ist doch die Diskusion und der Antrag sinnvoll. Und es ist wie bei dem AfD Antrag keine Sache die von heute auf morgen plötzlich entschieden werden soll. Die Debatte im Verband über verschiedene Begriffe wird seit Jahren innerverbandlich geführt.

Eine Prüfung für einen Prozesses kann auch ergeben, dass es eben nicht nur ein neues gibt, sondern dem ganzen eine noch tiefere Bedeutung gegeben werden kann. Du bist bestimmt herzlich eingeladen dich in dem Prozess einzubringen.

Danke für deine Antwort – und dass du auf die Diskussion eingehst. Aber genau darin liegt für mich das Missverständnis:
Ich kritisiere nicht, dass es einen Diskurs geben soll. Ich kritisiere, wie dieser Diskurs gerahmt wird – und welche Implikationen der Antrag bereits mitbringt.

Wenn im Antrag Arbeitsaufträge enthalten sind, die bereits eine Änderungsnotwendigkeit unterstellen, dann ist das mehr als nur ein Impuls zur Diskussion. Das ist eine Weichenstellung – und genau darüber muss man auch kritisch sprechen dürfen, ohne sofort auf ein „Dann bring halt einen Änderungsantrag ein“ reduziert zu werden.

Mein Anliegen war und ist: Bevor wir gewachsene Begriffe verwerfen, sollten wir prüfen, was genau problematisch ist – und ob eine Umbenennung wirklich zu mehr Identifikation, Gerechtigkeit oder pädagogischem Gewinn führt.
Denn Begriffe wie „Wölfling“ oder „Ranger/Rover“ sind keine beliebigen Etiketten. Sie sind durch jahrzehntelange Arbeit positiv aufgeladen worden. Und ja, ich finde: Wer das ändern will, sollte dafür mehr liefern als ein allgemeines Unbehagen oder Verweise auf übergeordnete Diskurse.

Dass diese Debatte nicht neu ist, ist mir bewusst. Gerade deshalb finde ich es wichtig, sie endlich sorgfältig zu führen, statt durch implizite Beschlusslagen Fakten zu schaffen.

Deine Einladung, mich in den Prozess einzubringen, weiß ich zu schätzen – aber ich bin bereits Teil der Diskussion, indem ich meine Sicht offen und begründet darlege.
Und genau das sollte in einem kritischen Verband möglich sein, ohne dass die eigene Position umgedeutet oder rhetorisch vereinfacht wird.

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Ich reduziere es nicht darauf, sondern dachte, dass es ein konstruktiver Vorschlag sei.
Z.B. könnte der abgeänderter Arbeitsauftrag an den neuen Vorstand lauten, dass er überhaupt prüfen soll, ob die Begriffe problematisch sind.
Wobei ich persönlich dagegen wäre, da die BV als höchstes Gremium des Verbandes es doch bitte entscheiden soll, ob die Begriffe überholt sind und nicht irgendwelche Einzelpersonen.

Du kritisierst das Vorgehen und gehst nicht auf Vorschläge ein und tust so, als ob du deine Meinung nicht frei äußern könntest.

Wie wäre denn aus deiner Sicht das „richtige“ Vorgehen?

Ist das hier nicht vielleicht ein Sturm im Wasserglas?
Stört sich denn ein Wölfling daran Wölfling genannt zu werden? - ich kennen kein Kind was damit ein Problem hat.

Ja, das sind Begriffe mit Historie, die einen Ursprung haben. Aber ist das denn schlimm?
Sind uns Traditionen nicht was wert? Und wie soll das in irgendeiner Alltagssprache funktionieren?

Ich seh den akademischen Diskussionswert durchaus, aber unsere Gruppen vor-Ort haben doch ganz andere Probleme um die wir uns kümmern sollten - so zumindest meine Sicht der Dinge.

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Hallo Mammen,
wenn wir dich richtig verstanden haben war deine erste Frage, woher der Antrag ursprünglich kommt, dies wollen wir als erstes erklären.
Der Antrag ist Ergebnis des letzten Prozesses, aus dem auch unser anderer Antrag “Stufenbezeichnungen gendern” resultiert ist.
In diesem Prozess ist aufgefallen, dass Begriffe wie “Wölfling” auch über das Gendern hinaus problematische Aspekte beinhalten. So zum Beispiel der kolonialistische Hintergrund des Dschungelbuches, der aus unserer Sicht nicht die Wertvorstellungen des BdPs widerspiegelt. Gerade das Dschungelbuch spielt momentan unter anderem in offiziellen, bundesweiten Veröffentlichungen, wie dem Gelben Buch (siehe Seite 15-26: Das Gelbe Buch - Bund (Infos für Mitglieder) - meinBdP) eine zentrale Rolle. Wie du in deinen weiteren Kommentaren schon angemerkt hast, können wir daraus aber natürlich nicht lesen, wie und ob die Verknüpfung der Wölflingsstufe mit dem Dschungelbuch tatsächlich vor Ort gelebt wird.

Da auch uns ein kritischer und zugänglicher Diskurs im BdP am Herzen liegt, war es uns wichtig, einen weiteren, ausdrücklich ergebnisoffenen Prozess prüfen zu lassen. Wie genau dieser Prozess aussehen kann, ist mit unserem Antragstext nicht festgelegt. Eine Auseinandersetzung damit, was der Wölflingsbegriff (und natürlich auch Ranger*Rover Begriff) für die verschiedenen Stämme im BdP bedeutet, müsste für einen möglichen Prozess geklärt werden.

Liebe Grüße
Josephine und Günni

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Hallo Weidisch,
auch wir wollen den hohen identifikatorischen und traditionellen Wert der Stufenbezeichnungen ernst nehmen. Gerade deshalb finden wir aber, dass beispielsweise ein kolonialistischer Hintergrund von Begriffen reflektiert werden muss. Insbesondere in einem Bund, der kritisches Denken fördern möchte. Um sowohl dem traditionellen Wert, als auch der inhaltlichen Debatte gerecht werden zu können, finden wir einen aufwändigeren Prozess sehr angebracht. Auch wenn die genaue Ausgestaltung eines möglichen Prozesses noch geklärt werden muss, sollte dieser allen Mitgliedern des BdPs, egal welchen Alters, die Möglichkeit geben teilzuhaben.

Liebe Grüße
Günni und Josephine

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Hallo Ihr zwei,

Ich frage mich schon, wie hier jedes Mitglied teilhaben soll und warum. Mir kommt diese Diskussion sehr konstruiert und verkopft vor. Von welchen „Prozessen“ redet ihr denn da? Kann euch da jeder folgen???

Stellen wir uns doch die Frage: Gibt es das Problem eines Begriffs mit kolonialistischem Hintergrund wie „Wölfling“ überhaupt?
Hat damit den überhaupt Jemand ein Problem oder fangen wir hier ein reines Gedankenexperiment an?

Das Dschungelbuch als Basis der Wölflingsarbeit sehe ich extrem verbreitet und verwurzelt. Warum wollt Ihr das in Frage stellen? Für mich, ohne Grund. Ich kenn niemenden der das Dschungelbuch primär mit Kolonialismus in Verbindung bringt.

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Der Prozess selbst könnte aber zu einer negativen Überlagerung des positiv konnotierten Wölflingsbegriffs führen. Eine Art selbsterfüllende Prophezeiung, die einen Handlungsdruck schafft, wo aktuell keiner gegeben ist.

Man redet sich so lange ein, dass der Begriff schlecht ist, bis er sich schlecht anfühlt. Was ist genau der Nutzen daraus?

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Hallo Günni,
hallo Josephine,

vielen Dank für eure Antwort. Meine zentrale Frage bleibt jedoch der Nutzen im Vergleich zum möglichen Schaden einer solch detailliert geführten Debatte.

Euer Antrag setzt Prämissen voraus, die ich bereits hinterfrage.

Ein Beispiel: Ich sehe grundsätzlich kein Problem darin, zu sagen, dass der Begriff „Wölfling“ historisch aus der Idee des „Dschungelbuchs“ hervorgegangen ist – das ist schlichtweg die Wahrheit. Die ursprüngliche Intention war jedoch keineswegs, den Kindern beizubringen, dass Unterdrückung und Ausbeutung von anderen Menschen akzeptabel sind. Ebenso wenig war es das Ziel, zu vermitteln, dass ein Wölfling einem anderen einfach seinen Schwedenbecher wegnehmen und ihn mit Schimpfwörtern belegen darf.

Die Werte der Wölflingsstufe basieren auf Freundschaft, Zusammenhalt, Verantwortung, Hilfe für andere, Respekt gegenüber der Natur und dem Lernen durch gemeinsames Erleben.

Ich kenne niemanden, der diese Werte infrage stellt oder behauptet, dass sie nur eine Tarnung für eine „Kolonialismuspädagogik“ sind.

Kritische Auseinandersetzungen mit schwierigen Themen sind natürlich wichtig, aber wir sollten nicht mit der Lupe nach Problemen suchen, wo keine sind. Darüber hinaus dürfen wir uns nicht in der Vielzahl an Problemen verlieren, die in unserer Welt in unterschiedlichen historischen, kulturellen, religiösen und politischen Kontexten bestehen. Wenn wir aus jedem dieser Probleme einen Änderungsbedarf ableiten und umsetzen wollten, würden wir nie zu einem Ende kommen.

Was ist mit Baumwollkleidung? Bundeswehr-Essbesteck? Lederhosen? Irgendwann stünden wir alle ohne Identität da – vielleicht sogar ganz „nackt“.

Ein weiterer Punkt: Wenn wir einen „ergebnisoffenen Prozess“ anstreben, sollten wir zunächst offen an das Thema herangehen und nicht bereits Probleme als gegeben voraussetzen. Die entscheidende Frage bleibt: Haben wir überhaupt ein Problem?

Danke und HGP
Mammen

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Hallo Weidisch, danke, dass du wegen der Prozesse nochmal nachfragst. Da ist es natürlich wichtig, alle mitzunehmen. Auf der letzten Bundesversammlung wurde ein Antrag beschlossen, der einen partizipativen Prozess zum Gendern der Stufenbezeichnungen angestoßen hat. Dieser Prozess lief in den vergangenen Monaten und das Ergebnis ist in unserem Antrag zum Gendern der Stufenbezeichnungen verschriftlicht.

Liebe Grüße
Günni und Josephine

Hallo Mammen, hallo Weidisch,

Wir antworten jetzt euch beiden zusammen, weil wir das Gefühl hatten, dass ihr beide auf den gleichen Punkt eingeht. Sollte dem nicht so sein, dann meldet uns das bitte nochmal zurück.

Wie ihr schon angemerkt habt, problematisieren wir den kolonialistischen Hintergrund des Wölflingsbegriffs. Diese Problematisierung ist ein Produkt des Prozesses zum Gendern der Stufenbezeichnungen und erst einmal eine subjektive Einschätzung, zu der wir jedoch stehen.
Wir stimmen euch zu, dass der Wölflingsbegriff auch mit sehr positiven Werten assoziiert wird und damit eine wichtige Funktion hat. Allerdings sollte das nicht dazu führen, dass dem offenen Rassismus (siehe pfa.de Artikel aus der Begründung, Absatz 8&9: hier) im Dschungelbuch gegenüber, die Augen verschlossen werden. Mit der Verwendung des Wölflingsbegriffs in Verbindung mit dem Dschungelbuch laufen wir Gefahr, diese Ansichten zu reproduzieren und indirekt zu bewerben. Das widerspricht nicht nur den Werten, für die der BdP eintritt, sondern kann im schlimmsten Fall auch abschreckend für Kinder sein, die selbst von Rassismus betroffen sind. Wir sehen das Problem also nicht direkt im Begriff, sondern eher in seinem, wie der Titel des Antrags sagt, historischen Kontext. Ein zu prüfender Prozess wie wir ihn vorschlagen muss dementsprechend nicht bedeuten, den Begriff an sich zu ändern, sondern ihn beispielsweise von seinem Hintergrund zu lösen oder Materialien zu dessen Einordnung zu erarbeiten und diese im Bund zu verbreiten.

Diese Problematisierung können wir aber selbstverständlich nicht stellvertretend für den Bund vornehmen. Deshalb ist es uns auch so wichtig, den Antrag so, wie er ist zur Abstimmung zu bringen. Darüber, wie die Bundesversammlung selbst diese Problematisierung einschätzt und ob sie eine Benennung als Problem überhaupt angemessen findet, müssen die Delegierten entscheiden.

Liebe Grüße
Josephine und Günni

Lieber Mammen
kleine „Hinweise“ zu den von dir gebrachten „Argumenten“.

  1. Der Antrag besagt nicht wie du behauptest „Lasst uns 100 Jahre alte Stufenbezeichnungen ändern“.
  2. Die Frage „Was ist konkret der Mehrwert solcher Umbenennungen?“ erübrigt sich somit auch und gehört eher in einen Prozess, der mit diesem Antrag gefordert wird, wenn es in diesem um Umbenennungen gehen sollte.
  3. Noch viel weniger wird hier ein „Kreislauf aus Umbenennungen“ gefordert. Ein eigener Antrag nur um zu „hinterfragen“ ist ja wohl die Hochform von nicht sinnlos drauflos ändern. Einen „vorschnellen Aktivismus“ kann ich darin auch nicht erkennen.
  4. Eine Diskussion von Begriffen füllt diese Begriffe mit Leben. Siehe diese Kommentarspalte.
  5. In der aktiven Wölflingsarbeit wird das Dschungelbuch immer wieder als Material herangezogen. Das „niemand“ da eine Verbindung zum Begriff Wölflinge herstellt ist eine gewagte Aussage.

Als allgemeinen Hinweis möchte ich noch hinzufügen, dass im Selbstverständnis des BdP genau diese Situation beschrieben wird. Es heißt da:

Wir leben in der Welt von heute, doch unsere Traditionen stammen aus bündischen und pfadfinderischen Wurzeln. Diese Wurzeln schätzen wir, was uns jedoch nicht daran hindert, sie und ihre Herkunft kritisch zu hinterfragen und daraus zu lernen.

Quelle

P.S. Wäre doch schade wenn uns solche hypothetischen Ängste vor „Umbenennungsspiralen“ davon abhalten unseren Werten nachzukommen … oder?

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Lieber Mammen,
vielleicht ist eine „sorgfältige, inhaltlich fundierte Debatte“ genau das was der Bundesleitung zum „wie“ einfällt. Einen „Arbeitsauftrag an den Bundesvorstand“ gibt es, aber eben auch an seine Beauftragten („Der Bundesvorstand und die Bundesbeauftragten bilden die
Bundesleitung.“ §11 Abs. 1 Bundessetzung), was ihn nicht alleine dastehen lässt. Die Änderung welche du hier suggeriert siehst, kann ich dem Antragstext nicht entnehmen. In der Begründung sehe ich diese Suggestion allein in der Referenz auf ein mögliches Beispiel für Auseinandersetzung mit Begriffen (im Sinne einer Entscheidung für oder gegen Worte):

Bei einer Begründung handelt es maximal um einen EInblick in die momentane Position der Antragsstellenden, welche nicht die gesamte Bundesleitung sind (welche über das „wie“ und „ob“ letztlich diskutiert, wenn der Antrag durchgeht).

Weiterhin suggerieren deine folgenden Aussagen für mich schon die von Mira angesprochene Haltung des „Das war schon immer so“ oder eine Angst vor Veränderung :

Zum Thema Strohmann-Argument kann ich nur sagen, dass du selber einige informelle Fehlschlüsse anbringst (das sind Aussagen die falsch sind, aber den Eindruck von Logik vermitteln … hier ein kleine Übersicht).

Beispiele sind:

1. Strohmann Argument
Wie ich bereits erwähnte, verlangt der Antrag keine Änderung von Begriffen. Trotzdem machst du folgende Punkte zu „Argumenten“:

Viel spannender ist natürlich das Beispiel, wo du selber die Strohmann-Argumente ansprichst.

Ja, dass hast du nicht gesagt, aber Mira hat das auch nicht behauptet. Sie schrieb nämlich:

Nur ein kleiner Anhang von dir, aber es klingt viel schlimmer, da du Mira vorwirfst das sie dir nicht zugesteht das du Änderung erlaubst. Das hat sie aber nie behauptet.

2. Angriff auf die Person und genetischer Fehlschluss
Du greifst zum Einstieg nicht nur die Antragsstellenden als naiv an,

sondern setzt direkt nach mit einem Angriff auf die Entstehungsumstände, welche du dir „ausmalst“:

Damit entfernst du die Diskussion vom Inhalt und legst einen Fokus auf einen „möglichen“ (der Fantasie entsprungen) Ursprung der Idee, welchen du kritisierst.

3. Falsches Dilemma
Wenn ich dir in deinem Strohmann-Argument der „Umbenennung“ folge, dann behauptest du, dass immer nur Inhalt oder Form Gegenstand der Diskussion sein können.

Oder suggerierst es mindestens:

Natürlich kann man gleichzeitig über Inhalt und Form verhandeln (hier entsprechende Grundlagen der Sprachwissenschaft 1 2). Einfach gesagt, ist das auch genau die Wertearbeit die wir im Pfadfinden nunmal praktizieren und die sich auch in den Verfahren der Bundesleitung (nach Antrag) wiederfinden sollte.

4. Argument der Beliebtheit und Dammbruchargument
Das sind eher so kleine Sachen, die eine Diskussion nicht leichter, aber auch nicht unmöglich machen.

Ich lasse mich nochmals auf deine „Umbenennungssorgen“ ein. Abgesehn davon das sich deine Aussage nicht überprüfen lässt (Argument der Ignoranz) suggeriert sie, dass die Bezeichnung richtig sein, weil sie beliebt sind. Kein gutes Argument, aber etwas was es durchaus zu bedenken gilt.

Keinen Logikfehler, aber ein durchaus spekulativer Exkurs steckt im

Dies ist ein klassisches Dammbruchargument („wenn es einmal losgeht können wir es niemals stoppen“). Dagegen habe ich bereits Position bezogen

An dieser Stelle geht mir auch langsam der Saft aus. Jeder weitere Beitrag von dir bezieht sich mindestens in Teilen auf die von dir als Strohmann-Argument eingeführte Umbenennung und deine Sorge davor. Die habe ich verstanden und ich denke die Bundesleitung sowie Antragsstellenden auch.

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Guten Morgen,

mir persönlich kommt das hier extrem konstruierten, unnötig hoch komplex und verklausuliert vor. Ich glaube nicht, das hier „jeder“ folgen kann und will… schade eigentlich.

Ich glaube weiterhin nicht, dass wir durch die Verwendung vom Dschungelbuch Gefahr laufen kolonialistische Ansichten zu fördern und reproduzieren. Gibg es konkret eine Person die sich durchs Dschungelbuch ausgegrenzt fühlt? Also eine reale Peron die ihr kennt?

Wenn ihr das hier so hochtrabend aufziehen wollt, macht das. Ich frage mich weiterhin was es bringt!?

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